8. August 2018
Hitze
Momentan ist es ja recht warm bei uns (vermutlich die Untertreibung des Jahres) und da kam ich nicht umhin festzustellen, dass wir Menschen uns in großer Hitze zu den Tieren zurückverwandeln, die wir einst waren.
Je wärmer es wird und Menschen unterwegs sind, werden sie nur noch von einem Gedanken angetrieben: „Wann komme ich aus der Hitze raus?“. Da ist es egal, ob ein Harzer auf dem Weg zum Kiosk ist, um sich eine Zeitung zu kaufen, oder der Top-Manager ein Meeting hat. Solange er nicht im Schatten sitzt oder in einem gut klimatisierten Raum arbeitet, denken alle Menschen dasselbe.
Aber das war eigentlich nicht das, auf was ich mich beziehen will.
Je wärmer es wird, desto mehr schwitzen Menschen. Der eine vielleicht mehr als andere, aber wenn es erstmal warm genug ist, schwitzt jeder. Und dann beginnen wir uns vor anderen Menschen um uns herum zu „entblößen“. Wir können uns parfümieren, schick anziehen, duschen oder was auch immer tun, irgendwann schwitzen wir und unsere Körperdüfte verbreiten sich.
Das ist dann der Moment, in dem wir uns nicht mehr verstecken können. Denn die Menschen um uns herum (und wir selbst natürlich auch) sind auf unsere Urinstinkte zurückgeschrumpft. In der Hitze etwas mehr als sonst, aber wir beurteilen mehr als jemals zuvor einen anderen Menschen allein an seinem Geruch. Je wärmer es wird, desto stärker reduzieren wir unser “rational denkendes“ Hirn und unsere Instinkte werden verstärkt.
Lasst mich eines klarstellen, es bedeutet nicht, dass wir Menschen nicht mögen, weil wir seinen Geruch nicht mögen. Ich meine damit alles! Wir können alleine am Geruch erkennen, was die Person kurz vor unserer Begegnung getan hat, vielleicht sogar woher sie kommt und was ihr Ziel ist. Das bemerken wir natürlich ohne darüber nachzudenken, denn unsere Primitive Seite funktioniert meist ohne, dass wir darüber eine Kontrolle hätten. Meistens ist uns das nicht Mal klar, was wir da an Informationen über die Person erhalten aber wir mögen die Person allerspätestens dann nicht, wenn uns die Informationen über sie nicht gefallen. Dasselbe gilt natürlich auch andersherum. Wir mögen diese Person, gerade weil wir Informationen über sie “errochen“ haben.
Werden wir dann gefragt, warum wir diese Person mögen oder nicht mögen, dann antworten wir: „Bauchgefühl eben“. Aber eigentlich ist es unsere Nase. Es heißt auch nicht umsonst: „Den kann ich nicht riechen“, was so viel bedeutet wie: „Den mag ich nicht“.
Um auf die Hitze zurück zu kommen:
- · Je wärmer es wird, desto mehr schwitzen wir, desto mehr verraten wir von uns.
- · Je wärmer es wird, desto primitiver werden wir.
Anlass dieses Themas ist sogar aktuell. Erst vor kurzem bin ich eine längere Strecke mit Bus und Bahn gefahren. In meinem Linienbus kennt man seine Mitfahrer. Das heißt teilweise kennen sich diese bereits seit jahrelangem Busfahren und so redet man und sitzt beieinander. Erst vor kurzem durfte ich jedoch beobachten, wie einer von vier Stammfahrern immer wieder das Gesicht unmerklich verzog. Ich dachte mir dabei nichts.
Erst als ein junger Mann, der hinter ihm saß, aufstand und den Bus verließ, konnte der Mann, der das Gesicht verzog, nicht mehr an sich halten und hat sich über die Körperhygiene des jungen Mannes bei seinen Kumpels beschwert. Witziger Weise konnte sein Kumpel, der neben ihm saß und somit eigentlich auch in direkter Nähe des jungen Mannes war, dem nicht zustimmen. Er war sogar überrascht, dass sein Kumpel so heftig reagierte.
Ich selbst konnte jetzt auch nicht sagen, dass der junge Mann schlecht gerochen hätte. Er roch nach Schweiß (wie die meisten Menschen im Bus), allerdings mochte ich diesen Geruch. Ich kann es selbst nicht erklären, aber der Geruch war mir alles andere als unangenehm.
Das heißt, dass der Mann der sich daran so störte, eine vollkommen andere Information über den jungen Mann erhalten hatte, als ich oder der Kumpel neben ihm.
Irgendwie witzig, dass unser Hirn von der Nase kontrolliert werden kann und wie sehr wir genau deswegen versuchen regelmäßig zu duschen, zu parfümieren und zur Deo-Flasche greifen. Aus Angst etwas von uns zu verraten oder aber die Massen um uns herum gegen uns aufzubringen.
Vermutlich bin ich selbst schon in einem Schweiß-Wahn.
Ich sitze daheim in meiner Wohnung bei 26 C° und es ist mir absolut zu wieder mich zu bewegen und ich bin genervt davon, dass duschen so gut wie nichts bringt. Sobald man an die Luft kommt und sich abtrocknet, stellt man fest, dass man seinen eigenen Schweiß abtrocknet.
Hitze.
Ich kann sie nicht ab.
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