5. November 2013
Menschen sind mir im Allgemeinen ein Rätsel. Die meiste Zeit denke ich (leider unfreiwillig) darüber nach, was sich andere Menschen bei dem denken, was sie tun, sagen oder denken.
Eines der Paradebeispiele für das was ich an anderen Menschen nicht verstehe und was mich am allermeisten an anderen (vor allem fremden) Menschen stört, ist ihr Mitteilungsbedürfnis. Versteht mich nicht falsch, ich teile mich mit dieser Homepage auch mit, aber es bleibt dem geneigten Leser dennoch frei, zu lesen was ich denke oder nicht. Menschen die sich verbal mitteilen dagegen, zwingen den Menschen in ihrer Umgebung auf, zuzuhören.
Ein Beispiel für eine solche Situation ergab sich erst diesen Morgen in meiner Schule.
Ich war verdammt früh dran und die Türe war noch abgeschlossen. In der Kälte vor der Türe darauf wartend, dass jemand von den Dozenten ankam und aufschloss, gesellte sich eine (mir fremde) Azubine dazu. Sie teilte mir sofort mit, dass sie dank ihres Autos sehr früh da sei, obwohl ihr das niemand glauben würde. Ich lächelte höfflich und erwähnte hier und da ein „Ja“, ein „Nein“ oder auch „Verstehe ich“. Ich habe in meinen 26 Jahren gelernt, dass andere Menschen eher seltsam reagieren, wenn man gar nicht auf sie reagiert, daher habe ich mir diese einzelnen Wörter angewöhnt. Sie signalisieren (zumindest meiner Meinung nach), Höflichkeit aber dennoch die Bitte, nicht weiter zu getextet zu werden.
Nun, was soll ich sagen? Diese andere Azubine hat diesen Wink nicht verstanden und so wurde ich genötigt noch weitere Dinge über diese Dame zu erfahren. Woher sie kommt, dass sie jetzt mit dem Auto in die Schule kommt, wie es mit ihrem Sohn steht, wie es bei ihr Zuhause abläuft (ich möchte noch einmal daran erinnern, dass ich diese Azubine zuvor noch nicht einmal (bewusst) gesehen habe, noch gesprochen, geschweige denn sehr lange vor dieser verschlossenen Türe stand). Ich blieb weiter Wortkarg und habe mir den Kopf zermartert, wie ich dieser Frau zeigen könnte, ohne unhöflich zu sein (das bin ich schon genug in meinem Leben), dass mich ihr Leben und ihre Geschichte nicht die Bohne interessiert und ich eigentlich nur in Ruhe gelassen werden möchte. Zu guter Letzt muss sie irgendwann einen anderen Gedanken gehabt haben, oder jemanden gesehen haben, den sie kannte, denn sie verließ mich. Kurze Zeit darauf kam ein Dozent und schloss die Türe auf.
Hier nun meine Frage an die Menschheit: Warum erzählen manche Menschen anderen Menschen Dinge, die die anderen Menschen nichts angehen und vor allem auch nicht interessieren?
Im Bus geschieht so etwas auch häufig und ich kann nicht mal sagen, dass nur alte Menschen dieser nervigen Neigung nachgehen. Viele andere auch!
Dafür habe ich eine Lösung gefunden: ich höre überdeutlich Musik, sehe aus dem Busfenster und konzentriere mich so sehr auf mich, dass niemand auch nur auf die Idee kommen kann, mich anzusprechen. Das geling mir inzwischen so gut, dass ich (fast) nicht mehr angesprochen werde. Außer von Menschen, die mich kennen und das Gefühl haben ein Gespräch aus eben diesem Grund mit mir zu beginnen.
***Anmerkung an diese Personen: Sehe ich euch nicht im Bus, ihr mich aber schon, dann sprecht mich nicht an. Nix gegen euch, aber ich habe dann, aller Wahrscheinlichkeit nach, insgesamt keine Lust zu reden***
Ich verstehe den Nutzen darin nicht, jemand Fremden zu erzählen, dass ich mit dem Bus in die Schule fahre, weil ich niemals Auto fahre. Oder wie ich es schaffe mit einer Schwester in einer Wohnung zusammenzuwohnen. Was bringt es mir? Und vor allem: Was bringt es dem Fremden diese Dinge zu wissen? Nur um Konversation zu betreiben? Interesse am anderen zu signalisieren?
Ich fürchte, diese Fragen und mein Unverständnis für eine solche Gepflogenheit sind auch der Grund warum ich das Prinzip des Flirtens nicht verstehe.
Wer weiß? Vielleicht wollte die Azubine flirten? Oder einfach nur Nett sein? Vielleicht kann sie nicht, nicht reden?
Egal was es für eine Erklärung dafür gibt, sicher bin ich mir nur darüber, was ich darüber denke: ich will nicht flirten, nicht nett sein und vor allem nicht reden wenn ich nicht will. Ich möchte eigentlich nichts über fremde Menschen erfahren. Solange ich nicht auf irgendeine Art und Weise mit ihnen zu tun habe. Mit dieser Azubine habe ich nichts zu tun. Mit dem mitreisenden in Bussen habe ich nichts zu tun. Und mit den Busfahrern auch nicht (wieder eine lange Story, aber mit denen will ich auch nicht reden, ganz egal wie lange sie schon fahren und ob ich der einzige beschissene Fahrgast bin!!)
Vermutlich bin ich unhöflich mit diesen Gedanken aber ich kann nicht glauben, dass ich damit so alleine bin.
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