15. Juli 2016
Ich habe jetzt endlich mal wieder etwas Zeit in der ich tatsächlich nichts Besseres zu tun habe, als meine geneigten Leser zuzuquatschen.
Warum habe ich nichts Besseres vor?
Ich habe eben meine letzte Prüfung (Psychologie-Soziologie) hinter mich gebracht und muss nun (es ist jetzt genau 11.18 Uhr) bis um 16.30 Uhr in der Schule herumsitzen, bis ich meine vorläufigen Noten der Prüfungsfächer erhalte. Ich könnte in der Gegend herumfahren oder spazieren gehen, aber ich habe mich dazu entschlossen ein paar Gedanken niederzuschreiben, um meine Leser auf dem Laufenden zu halten.
Wie ist meine Einschätzung?
Ganz ehrlich? Ich habe keine Ahnung.
Ich kann weder andere (also die Prüfer) noch mich selbst einschätzen (also ob ich Blödsinn gelabert habe oder richtig lag). Ich tendiere jedoch dazu, der Einfachheit halber, alles negativer zu sehen als es ist, um mir einen Schock zu ersparen. Und wenn ich danach gehe, dann kann ich sagen: ich habe auf jeden Fall bestanden! Keine Ahnung was meine Noten angeht, aber im Durchschnitt liege ich vermutlich bei einer 2,5 oder 3 im schlechtesten Falle.
Leider habe ich vor Jahren mit meiner Schwester gewettet, dass ich (wenn ich dann endlich mal fertig bin) im Durchschnitt besser abschneiden würde wie sie. Aber durch meine Faulheit habe ich diese Wette vermutlich verloren.
Faulheit siegt in meinem Leben einfach immer!
Und ich sollte endlich einmal stolz darauf sein.
Ich meine, seit meiner Kindheit darf ich mir anhören wie faul ich bin und dass ich nie etwas tue. Und da ist auch auf jeden Fall etwas dran. Aber es gibt auch unendlich viele Aspekte, die positiv am Faulsein sind! Um nur mal ein paar davon zu nennen:
- Ich habe mehr Zeit für Dinge die ich wirklich machen will
- Es erfordert ein gewisses Maß an „aushalten können“, dass man noch nicht so weit ist wie andere
- Es erfordert eine gewisse Fähigkeit des Organisierens und des Überblick habens, um trotz Faulheit doch den Abgabetermin nicht zu verpassen bzw. trotzdem gute Noten zu bekommen
- Es erfordert eine gewisse realistische (oder pessimistische) Selbsteinschätzungsfähigkeit um sich Faulheit leisten können
- Es erfordert ein gewisses Maß an Belastbarkeit, dass man auch unter Druck noch seine Aufgaben erledigt bekommt
Glücklicherweise arbeite ich schon so lange mit dieser „Fähigkeit“ (die in meinem Umfeld immer als etwas Negatives angesehen und betitelt wird), dass ich mich selbst recht gut einschätzen kann. Ich weiß, ich kann auch unter großem Druck und unter wenig Zeit etwas organisiert bekommen. Um ehrlich zu sein, arbeite ich so auch am besten.
Das einzig dumme ist an mir nur, dass dann auch mal etwas wirklich Gravierendes dazwischen kommen kann (z.B. Depression) und ich dann nicht mehr „funktioniere“. Meistens kann ich das ganz gut „umgehen“, aber wenn ich das mal nicht kann, wird die Depression gleich doppelt so schlimm. Denn das war einer der Faktoren, was mich letztes Jahr aus der Bahn geworfen hat.
Ich bin ein Mensch der eher Misserfolgsorientiert ist.
Bei einem Erfolg schreibe ich es anderen zu und wenn ich Misserfolge erleide, gebe ich mir die Schuld.
Ich wollte letztes Jahr unbedingt alles schnell in den Griff bekommen, als es begonnen hat und mit jedem Tag wurde es schlimmer, bis ich mir die verrücktesten Gedanken über meinen Abschluss und meine Zukunft gemacht habe, nur weil ich mich einfach nicht „zusammenreisen“ konnte. Aber ich werde hier jetzt nicht mehr weiter darauf eingehen. Auch vor allem, da ich mich mit diesem Thema in dieser Form nicht weiter auseinander setzten möchte. Daher springe ich wieder zu Thema der Faulheit und ihre schönen Seiten zurück (sorry meine Leser, ich weiß ich springe und ich meine es nicht böse. Das ist einfach meine Art zu schreiben und zu denken).
Was das Thema Faulheit betrifft, wurde mir von meiner Therapeutin ein interessantes Buch empfohlen. Es heißt:
Dinge geregelt kriegen, ohne einen Funken Selbstdisziplin - Kathrin Passig / Sascha Lobo.
Ich habe es zwar schon vor Monaten gekauft, aber noch keinen Blick reingeworfen. Ich kaufe mir viele Bücher die mir in irgendwelchen Situationen helfen sollen, die ich aber niemals lese. Aber ich vermute einfach, dass in diesem Buch etwas geschrieben oder erklärt wird, was ich eigentlich schon lange weiß. Warum also Zeit aufwenden um es zu lesen? Denn: Ich kriege Dinge geregelt, trotz meiner Faulheit!
Warum also etwas darüber lesen?
Vermutlich wäre es gut, die Hintergründe zu erfahren (sofern sie aufgeführt werden), um mich in einer schlechten Phase davon abzuhalten in eine Depression zu rutschen, aber ich glaube nicht, dass meine mangelnde Selbstdisziplin etwas damit zu tun hat.
Denn wenn es mir schlecht geht, dann ist alles was ich EIGENTLICH weiß, nicht mehr da.
Das kann ich einfach nicht steuern. Es ist dann halt so und ich warte jedes Mal, bis alles vorbei ist.
Hmmmm…
Jetzt rutsche ich wieder zu diesem Thema zurück….
Vielleicht sollte ich mir lieber ein Buch suchen, welches meine Misserfolgsorientierung und meinen Pessimismus behandelt. Denn hier könnte ich wirklich ansetzen. Wobei ich auch hier wieder sagen muss, dass ich meinen Pessimismus wirklich mag.
Teilweise bezeichne ich mich auch als Realist.
Diese ganzen Optimisten, die das Glas als halb voll bezeichnen, nerven mich und sind bei einer schlechten Note oder Bewertung am Ende des Tages vollkommen am Boden zerstört. Wenn ich davon ausgehe, dass das Glas halb leer ist und ich vielleicht doch nicht so gut war, dann freue ich mich doch einfach umso mehr, wenn ich eine gute Bewertung erhalte.
Beim Glas allerdings bezeichne ich mich als Realist.
War es vorher voll, ist es jetzt halb leer.
War es vorher leer, ist es jetzt halb voll.
Und wenn ich nicht weiß wie es vorher war, gehe ich vom negativen aus (es war vorher voll), nur um erfreut zu sein, dass es vorher doch leer war. Wenn es aber so kommt, wie ich mit meiner pessimistischen Sicht gesehen habe, dann habe ich wenigstens nichts verloren.
Was ist daran schon schlimm?
Eigentlich an sich nichts.
Erst in Verbindung mit meiner Misserfolgsorientiertheit wird es blöd.
Dass, wenn ich dann DOCH eine gute Note bekomme, dies nur an den anderen liegt und ich es eigentlich nicht verdiene, bzw. selbst erarbeitet habe (da spielt auch zum Teil meine Faulheit mit rein, die dann trotzdem als negativ gesehen wird).
Wenn es dann so kommt, wie ich vorausgesagt habe und ich wirklich schlecht bin, dann gebe ich auf jeden Fall mir selbst die Schuld daran. Das einzig gute ist, ich bin darauf vorbereitet.
Der absolute Super GAU ist dann, wenn ich NOCH SCHLECHTER bin als erwartet!
Davor habe ich am meisten Angst und es ist mir auch schon tatsächlich schon (mindestens) einmal in meinem Leben passiert. Das zieht mich so richtig runter und ich bin zu nichts zu gebrauchen. Die Gefahr, dann in eine schlechte Phase zu rutschen ist dann so hoch wie sonst nicht.
Ich merke, dass diese Misserfolgsorientiertheit definitiv das Thema ist, an dem ich noch arbeiten muss. Und ich erkenne auch, dass ich offensichtlich mehr für Psychologie hätte lernen sollen, denn sonst hätte ich jetzt auch eine Behandlung bzw. Bewältigungsstrategie zur Hand (vor allem da es eines der Prüfungsthemen war).
Naja.
Ich begebe mich mal auf die Suche nach Büchern zu diesem Thema und werde meine Gedanken für heute abschließen. Vielleicht habe ich dem einen oder der anderen eine kleine Einsicht in sein eigenes Verhalten ermöglicht.
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