Zissy M. Baumann: Willkommen in meinen Gedanken
Zissy M. Baumann

7. Mai 2015

 

Zweiter Wocheneintrag einer Leidenden

 

Es ist spät und ich kann nun schon wieder nicht einschlafen. Da ich morgen auf keinen Fall verschlafen will (das wird in der Therapie nur als Ausrede angesehen und es wird einem sofort Vermeidungsverhalten vorgeworfen), sollte ich endlich mal schlafen. Aber schon wieder spielt mein Körper verrückt und ich wälze mich von einer Seite auf die andere. Mein Körper ist hellwach und ich würde locker, wenn ich nicht so faul wäre, einen Marathon laufen.

Aber ich bin müde und will endlich schlafen.

Vor allem weil ich Medis bekomme, mit denen ich abends müde werde.

Da meine Gedanken nicht abschalten können, wenn mein Körper auf Hochtouren läuft, denke ich und denke ich…

Ich denke in jede Richtung und es ist schwer einfach mal nichts zu denken.

Entspannungs- und Atmungstechniken schlagen ebenfalls nicht an und da dachte ich: Scheiß drauf, schreib einfach mal was.

Also sitze ich vor meinem Laptop und berichte meinen Lesern von meinem derzeitigen Übel.

Ich könnte mich auch noch weiter über die Therapie beklagen, aber einmal ist vielleicht erst mal genug. Mir wurde nach dem letzten Mal zurückgemeldet, dass ich mich in meinem Selbstmitleid sonnen würde und ich mir in dieser Rolle gefalle.

Offensichtlich mache ich etwas falsch oder ich sende die Falschen Botschaften aus.

Ich will weder Mitleid, noch möchte ich den Anschein erwecken, dass ich mir in meiner momentanen Phase gefalle. Im Gegenteil. Ich wünsche mir momentan nichts sehnlicher als die zu sein, die Selbstbewusst auf den Tisch haut, ihre Meinung offen sagt und sich nichts von anderen sagen lässt.

Leider sieht die Wahrheit momentan so aus, dass jeder mit mir machen kann, was er will und ich allerhöchstens in Tränen ausbreche.

Da ich noch nie gut darin war, anderen zu sagen was mein Problem ist (vor allem wenn ich das Gefühl habe, mir kann mein Gegenüber sowieso nicht helfen), ist es schwer zu sagen was wirklich los ist. Meine Homepage gibt mir die Möglichkeit einer anonymen Masse zu schildern was ich denke, ohne dass ich gleich das Gefühl habe, dass mich jemand bemitleidet. Es hilft mir eher, manche Dinge klarer und fokussierter zu sehen, wenn ich darüber schreibe. Wem nicht gefällt, was ich beschreibe, der soll das in seinen Kommentaren zum Besten geben oder eben nichts lesen.

Ich habe keine Lust irgendeinen Anschein zu erwecken und ich bezwecke nichts mit meinen Aufschrieben. Außer vielleicht, dass sich irgendwer da draußen nicht alleine fühlt oder eben einfach nur amüsiert ist.

Da sich meine Gedanken momentan mit Lichtgeschwindigkeit bewegen und ich nur selten dazukomme sie zu einem sinnvollen Satz zu bündeln, habe ich mir vorgenommen wenigstens ein paar Sätze während meiner Therapie niederzuschreiben.

Momentan beschwere ich mich über meinen Schlafmangel.

Nicht nur, dass ich sowieso schlecht einschlafe (daher die Medis), ich wache immer wieder nachts auf (Herzrasen oder plötzliche Spinnen im Traum) jetzt macht mir auch noch mein Körper einen Strich durch die Rechnung.

Und die Penner vor meinem Fenster, die sich über einen gefühlten Kilometer auf Türkisch, lautstark miteinander unterhalten. Klar, man kann seinen verfickten Motor ja nicht abstellen, während man sich eine halbe Stunde in der Nacht miteinander unterhält.

Waren das noch Zeiten, als nur die LKWs um vier Uhr morgens ihre Motoren warmlaufen ließen… seufz.

Mich würde interessieren, welche Erklärung mein Therapeut diesmal für mein Einschlafproblem hat.

Zuerst konnte ich nicht schlafen, Grund: Depression

Dann konnte ich einschlafen, Grund: Medizin

Dann konnte ich wieder nicht einschlafen, Grund: andere Medikation

Dann konnte ich wieder einschlafen, Grund: Therapie (nicht die Umstellung auf die erste Medizin!)

Und jetzt???

Ich werde ihn fragen, aber ich kann jetzt schon wetten, dass es mein zu hoher Blutdruck ist.

Dass ich aber nie wirklich erholsamen Schlaf habe, interessiert dabei nie jemanden. Das ist ein viel größeres Problem. Finde ich zumindest. Zwar kann ich momentan wieder nicht einschlafen, egal was ich mache, trotzdem weiß ich, ich würde sowieso nicht durchschlafen.

Ich sehe nicht einmal mehr auf die Uhr.

Die größte Angst dabei ist die, dass ich dann gerne mal dazu tendiere Schlafzuwandeln. Wenn ich so kurz vor dem Aufwachen bin, aber mein Bewusstsein einfach noch nicht ganz da ist. Das merke ich dann meistens nur dann, wenn sich Dinge im Raum über Nacht bewegt haben oder ich mal irgendetwas umrenne, oder aber meine Schwester erzählt, ich wäre in ihrem Zimmer gewesen.

Für alle, die nicht wissen wie es ist, das Schlafwandeln: Es ist in etwa so, wie wenn ihr mitten in der Nacht in eurer eigenen Wohnung (also einem bekannten Ort), aufwacht weil ihr dringend auf die Toilette müsst. Ihr macht das automatisch und schlendert wie ein Zombie mit völlig verkrusteten Augen im Dunkeln durch die Wohnung. Dabei seid ihr noch nicht ganz wach, aber genug bei Bewusstsein um gezielt zu handeln. Vielleicht pennt ihr auf der Toilette nochmal weg und wacht aber wieder halb auf, als ihr zu fallen droht.

Oder aber (und das hat sicher schon jeder erlebt), ihr wacht früh morgens auf, weil der Wecker klingelt und ihr handelt so schnell, dass euch später (wenn ihr verschlafen habt) gar nicht mehr in den Kopf will, wann zum Teufel ihr den Wecker ausgeschaltet habt, obwohl ihr ihn am Abend zuvor mit Sicherheit gestellt habt.

Wenn ihr bei beiden Situationen jedoch einfach die Erinnerung verliert, es jemals in der Nacht getan zu haben, dann (herzlichen Glückwunsch), seid ihr Schlafgewandelt.

Mir passiert das nicht sehr oft (glaube ich zumindest), aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist höher, wenn ich keinen tiefen Schlaf bekomme. Wenn also ein Teil meines Hirns Kontrolle über meinen Körper bekommt, obwohl ich das nicht weiß.

Vor einem Monat bin ich mit Herzklopfen aufgewacht, als ich in meinem Büro einen Gegenstand umgerannt habe und dabei das Gleichgewicht verlor und fast gefallen wäre. Das war so ziemlich die schrecklichste Sache, die ich jemals erlebte. Ich fürchtete mich vor so einem Augenblick, seitdem mir meine Mutter offenbarte, dass ich schlafwandle.

Und das tat ich mit Sicherheit!

Ich weiß nicht mehr wie alt ich war, aber ich schätze ich war etwa 11 Jahre alt.

Morgens beim Frühstück fragte sie mich, was ich am vorigen Abend im Keller gesucht hätte.

Nachdem ich sie verwirrt ansah, erzählte sie folgendes:

Es war bereits zwei Uhr morgens (meine Mom war eine Nachteule und hat gerne lange Filme gesehen und aufgenommen), als sie ein Geräusch vom Keller aus wahrnahm. Als sie zur Treppe kam, sei ich plötzlich im Dunkeln hochgekommen und hätte sie verschlafen angesehen. Ich reagierte nicht auf ihre Frage, was ich da mache und sei einfach nach oben in mein Zimmer gegangen.

Nun muss man wissen, dass ich bereits da große Angst vor Spinnen hatte und unser Keller (bis heute) eine Zuchtstation für die wohl größten und widerspenstigsten Spinnen in ganz Deutschland ist. Obwohl ich keine Angst vor Dunkelheit habe, wäre ich NIEMALS im Dunkeln und SCHON GAR NICHT in unseren Keller gegangen!! Selbst bei Bewusstsein habe ich schiss vor diesem Keller.

Seitdem achte ich darauf, dass meine Haustüre verschlossen ist und ich nicht clever genug bin, den Schlüssel zu verwenden um mein Haus zu verlassen. Das wäre so ziemlich das schlimmste was passieren könnte.

Also dann, es ist jetzt kurz nach Mitternacht und da ich gerade eh kein Internet habe, speichre ich mein geschriebenes und werde es bei nächster Gelegenheit nachträglich hochladen. Ich wünsche eine gute Nacht!






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