Thor (Teil 3) - Silberzunge
Silberzunge
von Zissy M. Baumann
Loki war nicht leicht zu überraschen, aber wenn er es dann doch einmal war, dann lag es meistens an Freya.
Loki war nicht leicht zu überwältigen, aber wenn er es dann doch einmal war, dann lag es meistens an Freya.
***Kapitel 1 ***
Freyas Ernennung zur Göttin der Liebe und Schönheit fand an ihrem 25. Geburtstag statt. Und obwohl Freya enttäuscht gewesen war, dass der Allvater sie nicht zur Göttin des Kriegs, der Kriegskunst oder der Kriegsweisheit ernannte, wie sie es sich zum Ziel gemacht hatte seit sie 5 Jahre alt war, freute sie sich, dass sie endlich einen Titel hatte. Die Ernennung selbst fand vor dem gesamten Volk Asgards statt, die sich alle in der großen Zeremonienhalle des Palasts eingefunden hatten. Dort unterzog sich Freya allerlei langweiligen und ewig andauernden Förmlichkeiten, bis schließlich der Allvater selbst das Wort ergriff.
Freya kniete in einem ihrer schlichten, grünen Kleider – die ihre Schönheit nur noch mehr zur Geltung brachten – vor dem Thron Odins. Rechts von ihm stand seine Frau Frigga, daneben ihr jüngster Sohn Loki – Gott der Tricks. Links von Odin stand sein ältester Sohn Thor – Gott des Donners – mit seinen Freunden und Mitstreitern. Alle Blicke ruhten auf Freya, die nun die letzten Worte Odins empfangen sollte und damit auch endlich einen Titel erhalten sollte.
„Hiermit, im Namen aller Herrscher vor mir und im Namen ganz Asgards, ernenne ich Allvater, dich Freya Idunstochter zur Göttin der Liebe und der Schönheit!“, verkündete Odin feierlich.
Obwohl Odins und Asgards Entschluss, Freya zur Göttin der Liebe zu ernennen schon vor der Zeremonie an Freyas Ohren gedrungen war, fühlte sie sich jetzt enttäuschter als jemals zuvor. Jetzt war es amtlich, dass sie niemals mehr ihr Ziel erreichen würde. Natürlich würde sie weitertrainieren, auf Missionen gehen, an Kämpfen und Kriegen teilnehmen, aber sie war keine Göttin des Krieges. Niemals.
„Erhebe dich, Prinzessin Freya, Göttin der Liebe und der Schönheit!“, befahl Odin liebevoll aber gebieterisch zugleich. Sie erhob sich würdevoll und Brisingamen an ihrem Hals glitzerte im warmen Licht Asgards‘ Sonne auf. Sie versuchte ihren Schmerz so gut sie konnte zu verbergen und ließ sich von ihrer glücklich strahlenden Tante Frigga umarmen.
Anschließend an die Ernennung, ertrug Freya die vielen Gratulationen von Asen, die sie mit frohlockenden Gesichtern umringten. Sie schüttelten ihr die Hand, gaben ihr Kusshände und einige, wenige Frauen küssten mit tränenüberströmten Gesichtern sogar den Saum ihres Kleides. Freya hatte sich noch nie wo unwohl gefühlt.
Nicht weil sie dieses Gehabe und Getue nicht kannte, sondern weil das alles zu einem Zeitpunkt geschah, der sie selbst nicht glücklich machte oder sie vor Freude zum Weinen brachte. Trotzdem behielt sie ihren Kopf aufrecht und lächelte die Asen um sie herum an. Sie war sogar das erste Mal glücklich darüber, dass Thor ihr beim auf die Schulter klopfen, diese fast zertrümmerte. Es war irgendwie ein beruhigendes Gefühl.
Danach, es begann bereits zu dämmern, fand ein großes Fest statt. Eigentlich feierte ganz Asgard, aber Odin gab in seinem Palast ein eigenes, großes Fest für alle wichtigen Damen, Krieger, Adlige und Verwandten. Dafür wurde Freya von ihren Kammerzofen aufs feinste herausgeputzt.
Jetzt trug sie ein hautenges, mit goldener Spitze überzogenes Abendkleid das – dank eines eingenähten, nicht sichtbaren Korsetts – ohne Träger einen tiefen Einblick auf ihr Dekolleté gewährte, ohne dabei zu freizügig zu sein. Direkt unter ihrer Oberweite wand sich eine hellgrüne Schärpe um ihren Körper, die sich auf ihrem Rücken zu einer Schleife formte und dann wallend zu Boden fiel, wie ein Schleier. Obwohl das Kleid hauteng war, ging es auf Höhe ihrer Knie auseinander, damit Freya an diesem Abend auch tanzen konnte. Ihre goldenen Locken, die für die Ernennung hoch-gesteckt worden waren, fielen nun in Wallen auf ihr Dekolleté. Für diesen Abend trug Freya keinerlei Schmuck. Nicht einmal Brisingamen. Es hätte kein Schmuckstück in allen neun Welten geben können, das ihre Schönheit noch mehr hervorgehoben hätte.
Freya besah sich im Spiegel und musste sich selbst eingestehen, dass sie wirklich bezaubernd aussah. Mit knirschenden Zähnen räumte sie murmelnd ein: „Verdammt, ich hatte von Anfang an keine Chance eine Kriegsgöttin zu werden wenn ich so aussehe.“ Diese Erkenntnis kam jedoch zu spät. Jetzt konnte sie daran nichts mehr ändern. Sie konnte sich nur noch fügen und das Beste daraus machen. Den Abend genießen.
Freya glitt anmutigen Schrittes die große Treppe zum Festsaal herab. Mit einer Hand strich sie über das Geländer der Treppe und versuchte die Nervosität aus ihrem Magen zu verbannen. Diesmal war irgendwie alles anders als sonst. Diesmal warteten alle Anwesend auf sie. Alle würden sie anstarren wenn sie herunterkam. Sonst warteten immer nur ihre Tante, ihre Cousins und ihre Freunde auf sie. Vielleicht noch der Allvater. Jetzt aber nicht. Jetzt würden alle zu ihr sehen.
Hinter ihr hörte sie das Rascheln des Kleides und der Schärpe. Was wenn sie doch nicht so gut aussah wie sie dachte? Was wenn sie die Anwesenden enttäuschte? Konnte ihr der Titel wieder abgesprochen werden? Würde sie Titellos Prinzessin bleiben können? Freyas Gedanken füllten sich mit Sorge und ihr wurde fast übel, als sie um die Kurve der Treppe schritt und die ersten Gäste in den Blick gelangten. Dann immer mehr und mehr.
Sie sah den roten Mantel Thors, der mit dem Rücken zu ihr stand und sich mit Lady Sif unterhielt. Ausnahmsweise war auch sie in einem Abendkleid. Hogun und Volstagg unterhielten sich, während Fandral von Damen umringt etwas erzählte. Keiner bemerke, dass Freya in Sichtweite war, außer ihrer Tante Frigga. Sie unterhielt sich gerade mit Loki, als ihr Blick sich auf Freya richtete und sie ihre Nichte fröhlich anlächelte. Loki bemerkte, dass seine Mutter ihre Aufmerksamkeit auf etwas hinter ihm gelenkt hatte und wandte sich ebenso um. Mit ihm drehten sich immer mehr Gäste um.
Freya lächelte nervös, als sie die letzten paar Stufen herabglitt. Ihre Sorgen waren alle verflogen, als sie den Blick in Lokis Gesicht sah. Allen Gästen blieb die Luft weg, aber der sonst so gefasste Loki glitzerte mit den Augen, wie es sonst nur der Fall war, wenn er etwas ausheckte und sich darüber freute. Er lächelte sogar ein wenig bewundernd.
Kurz bevor Freya den letzten Schritt auf den Festsaalboden tun konnte, ging Loki, der ihr am nächsten stand, einen Schritt auf sie zu und bot seine Hand an. Freya lächelte dankbar und nahm sie. Sie fühlte, dass seine Hand fiebrig warm war, so als wäre auch er nervös. Mit seiner Hilfe, überbrückte sie die wenigen Stufen zum Boden. Als Frigga auf Freya zukam, um sie wieder einmal zu umarmen und zum Tisch zu führen, lies Loki Freyas Hand wieder gehen. Obwohl Freya ihre Aufmerksamkeit auf ihre Tante richtete, entging ihr nicht, dass Loki seine Augen über ihr Kleid wandern ließ. Ebenso wie es viele der anderen Gäste taten. Einige Hofdamen stießen vor Entzückung ein seufzen aus.
Sobald Freya ihre Dankesrede gehalten hatte, waren die Feierlichkeiten eröffnet. Diesmal war die Sitzordnung an der königlichen Tafel geändert worden. Diesmal saß Freya in der Mitte und rechts und links von ihr, saßen ihr Onkel und ihre Tante. Neben diesen wiederum deren Söhne und anschließend der Krieger drei und Lady Sif. Obwohl zum Fest eine Menge Met floss und ausgiebig getanzt wurde – etwas das Freya um ihr Leben gern tat – stellte sich bei Freya nicht die übliche Fröhlichkeit ein, die sie sonst immer auf Festen verspürte. Sie wurde immer wieder aufgefordert – in Asgard bestand das Protokoll des Aufforderns darin, dass Männer die Frauen auffordern mussten, wenn die Frau eine wichtige Persönlichkeit war und nicht andersherum – und tanzte, aber sie hätte gern noch viel mehr getanzt.
Einmal mehr sah Freya sehnsüchtig zur Tanzfläche, auf der Sif und Thor ihren Spaß hatten und sogar Hogun sich amüsierte. Es war inzwischen schon kurz vor Mitternacht und Freya stellte fest, dass sich immer mehr Asen zurückzogen. Die älteren hatten sich schon vor Stunden zurückgezogen – darunter auch der Allvater und seine Frau – aber nun verschwanden auch die Liebestollen und Pärchen, so wie Fandral, Tyr, Balder und Forseti. Jeder von ihnen hatte eine – oder gar zwei! – Mädchen an der Hand und war verschwunden. Dann gab es die unter ihnen, die sich hauptsächlich mit trinken, essen und reden begnügten, so wie Volstagg, Hödur, Dagr und Agnar. Alle Männer die sonst noch anwesend waren, beschäftigten sich mit anderen Mädchen und hätten es niemals gewagt, Freya zum Tanz aufzufordern. Als schließlich auch Thor und Sif verschwanden, stand Freya seufzend auf und verließ das Fest ebenfalls.
Wozu noch Zeit totschlagen?
Sie könnte sich aus dem Kleid befreien, lesen oder alleine in ihren Gemächern tanzen.
Während sie durch die Gänge schritt und nachdachte, was sie an diesem Abend noch tun konnte und das ihr Spaß machte, ging sie an Loki vorbei, den sie nicht bemerkte. Erst als er sprach und sie aus ihren Gedanken holte, wandte sie sich um.
„Schon so früh auf dem Weg ins Bett? Das ist aber ungewöhnlich für dich. Tanzt du nicht immer bis zum Morgengrauen?“, fragte er spöttisch aber ehrlich. Er saß auf dem Geländer das davon abhielt, dass man in die Tiefe stürzte. Er lehnte rücklings an einem der Pfosten, hatte ein Bein angewinkelt, während das andere am Geländer herab baumelte. Freya seufzte und erklärte: „Ja, aber es tanzt niemand mehr mit mir. Also warum noch dableiben?“ Sie erwartete keine Antwort sondern wollte wieder ihres Weges gehen.
Als ihr plötzlich eine Idee kam. Sie blieb abrupt stehen, dann wandte sie sich hastig um. „Loki!“, rief sie und der Prinz, der wieder hinaus auf Asgard und seine atemberaubenden Sterne gesehen hatte, sah sie wieder an. „Was?“, fragte er verteidigend. „Du könntest was für mich tun“, begann Freya und schritt wieder zurück zu ihm, bis sie vor ihm stand. Loki runzelte die Stirn, fragte aber: „Und was wäre das?“ Freya lächelte, sah sich kurz um, ob sie belauscht wurden und meinte dann an ihn gerichtet: „Du könntest mich nach Midgard bringen. Nur für ein paar Stunden und dann wieder nach Hause.“
Freya war schon öfter in Midgard gewesen. Hauptsächlich auf offiziellen Gründen. Zum Beispiel wenn sie mit Thor und Loki zusammen eine alte und zerstörerische Waffe aus den Händen der Midgard-Bewohner holen sollten, oder wenn ein zerstörerischer Krieg beendet werden sollte. Dabei hatte sie das Leben auf Midgard kennen und lieben gelernt, während ihre Cousins diese Rückständige Welt – wie sie diese immer nannten – eher missachteten. Und Freya wusste schon seit ein paar Jahren, dass der Bifröst nicht der einzige Weg dorthin war. Sie wusste als einzige, dass Loki auch andere Wege kannte, die sie ihn jetzt bat zu nutzen.
„Und warum?“, fragte er neugierig und perplex darüber, dass sie sich mit einer solchen Bitte an ihn wandte. „Das braucht dich nicht zu interessieren“, zischte sie ihn ungehalten an. Doch sie überdachte ihre harte Reaktion gleich wieder, legte ein charmantes Lächeln auf und säuselte: „Komm schon, es wäre doch ganz nach deinem Geschmack etwas verbotenes zu tun.“
Loki sah sie überrascht an, fing sich aber wieder und schmunzelte in sich hinein als er meinte: „Mit Worten kannst du noch nicht einmal halb so gut umgehen wie ich. Glaubst du, dass du mich zu etwas überreden könntest?“ Freya wusste nur zu gut worauf er hinaus wollte. Loki war ein Meister im Reden. Er konnte Kriege heraufbeschwören allein durch seine Gabe zu reden und Zwietracht zusähen. Nicht umsonst hieß er ach Loki Silberzunge. Nein, sie würde keine Chance haben ihn zu etwas zu überreden.
„Ich tue alles was du willst“, bot sie ihm an.
Loki wurde hellhörig und sah sie wieder verblüfft an. „Oooh“, stellte er amüsiert fest und glitt nun vom Geländer herunter. Während er auf sie zuging und sie vor ihm auswich, stellte er fest: „Das muss wirklich wichtig sein wenn du dich so freiwillig in meine Hände begibst.“ Freya schluckte und wünschte sie hätte das nicht gesagt.
„Also gut“, meinte er nur und blieb stehen. „Aber da diese Aktion etwas äußerst riskantes ist, immerhin ist Midgard nicht wie Muspelheim“, gab er zu bedenken und Freya senkte hastig den Blick. „Verlange ich eine Kleinigkeit jetzt und danach die eigentliche Bezahlung“, forderte er. Freya sah ihn wieder an und verengte die Augen misstrauisch zu schlitzen. „Und was willst du haben?“
Loki lächelte und sagte: „Ich will wissen warum du nach Midgard willst. Und zwar jetzt, bevor wir gehen. Dann bringe ich dich sicher hin, lass dich da solange du willst und schaffe dich wieder heim bevor die Sonne aufgeht. Danach tust du, was ich will.“ Freya war noch immer misstrauisch, aber auch zum Teil erleichtert. Lieber sagte sie ihm, warum sie da hin wollte, als dass er sich etwas anderes als Vorkasse ausdachte. Dennoch verlangte sie zu wissen, was es war, dass er danach von ihr verlangen würde.
Er zuckte ehrlich mit der Schulter und erklärte: „Das weiß ich jetzt noch nicht. Ich muss darüber nachdenken was du für mich tun kannst. Haben wir einen Deal?“ Freya seufzte einmal mehr auf und streckte ihre Hand aus. „Deal.“ Loki ergriff zum zweiten Mal an diesem Abend ihre Hand und schüttelte sie knapp.
Während er ein grünes Band aus seinem Anzug zog, mit dem er ihr wieder die Augen verbinden würde, sagte er: „Und was ist nun der Grund für den Besuch auf Midgard?“ Freya lächelte bei dem Gedanken daran, als sie erklärte: „Auf einem unserer letzten Besuche dort, habe ich etwas entdeckt, dass die Menschen zum Feiern benutzen. Sie gehen in bestimmte Häuser um zu tanzen, zu trinken und einfach nur Spaß zu haben. Diese Häuser nennen sie Clubs. Sie können jederzeit dort hingehen und brauchen keinen Grund zum Feiern.“ Loki nickte einmal verstehend und meinte: „Also gehst du nach Midgard um weiter zu feiern? Sind dir unsere Feste nicht mehr genug?“ Freya schüttelte hastig den Kopf. „Nein! So meinte ich das nicht! Ich will tanzen!“, erklärte sie, verschränkte verträumt ihre Arme vor dem Oberkörper und drehte sich einmal um die eigene Achse. „Und dort kennt mich niemand! Ich kann auffordern und aufgefordert werden, ohne dass sich jemand gewahr ist, wer ich bin“, endete sie, als sie wieder zum Stehen kam.
Loki hatte sie schweigend beobachtet und mit dem Band gespielt. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, würde sie sagen dass er aufgeregt war. Worüber konnte sie nicht sagen und seine Miene war so, wie sonst auch immer. Sie musste sich getäuscht haben.
Er kam auf sie zu, umrundete sie und legte ihr von hinten das Band über die Augen. „Gut, dann lass uns aufbrechen“, meint er nur und verknotete die Enden an ihrem Hinterkopf. Dann faste er sie an ihrem nackten Oberarm und führte sie nach Midgard.
Freya spürte das kitzeln, dass sie auch bei ihrem letzten verbotenen Ausflug gespürt hatte. Sie wünschte sich zu sehen was Loki sah. Warum sie es nicht sehen durfte, verstand sie nicht, aber sie vertraute Loki, dass er ihr das Band nicht aus Spaß angelegt hatte.
***Kapitel 2 ***
Mit einem Ruck der durch ihren ganzen Körper ging, wusste Freya, dass sie das Ende des Weges erreicht hatten.
Loki ließ ihren Oberarm los und nahm ihr das Band von den Augen ab. Als Freya sehen konnte, erkannte sie, dass sie sich in einer Seitengasse einer großen Stadt befanden. Es war dunkel und wahrscheinlich auch der Grund warum Loki sie hierhergebracht hatte. So sah kein Mensch, dass plötzlich zwei Personen aus dem nichts aufgetaucht waren. Weiter vor ihnen lag eine größere Straße, auf der Autos hin und herfuhren und Spaziergänger hin und herliefen. Es war Nacht, ebenso wie in Asgard, aber auf der Straße die vor ihnen lag, war es so hell als wäre es Tag.
„Wo sind wir hier?“, fragte Freya neugierig und wollte in Richtung Straße losgehen. „In New York, Manhattan“, erklärte Loki hinter ihr, der das Band in seinen Umhang zurückstopfte. Als er sah, dass Freya losgelaufen war, ergriff er geschwind ihre Schulter und zog sie wieder zurück. Freya sah ihn ungehalten an und wollte ihn fragen warum er das getan hatte, als er selbst erklärte: „So willst du in einen Club gehen?“
Er deutete mit einem Schlenker auf ihr extravagantes Kleid. „Wir sollten uns anpassen, sonst wirst du keinen Spaß in den Clubs haben“, erklärte er weiter. Loki wollte mit den Fingern schnipsen um Magie zu wirken, als Freya mit gerunzelter Stirn fragte: „Du willst mit?“ Loki hielt inne.
„Natürlich! Glaubst du ich warte hier bis du wiederkommst? Was wenn irgendwas passiert? Dann wäre unser Deal hinfällig und ich bekomme den Ärger!“, erklärte er amüsiert darüber, dass sie wirklich gedacht hatte alleine durch Midgard zu wandeln. Freya seufzte wieder tief auf, dann schnippte Loki endlich mit den Fingern.
Anstelle seines Festumhangs trug Loki plötzlich völlig ungewohnte Kleidung, wie es Freya nur von Männern auf Midgard kannte. Er trug eine dunkelgraue Jeanshose, ein dunkelblaues T-Shirt und eine schwarze, offenstehende Lederjacke. Dadurch wurde ihr erst bewusst, wie groß und dünn Loki wirklich war.
Freya wollte etwas sagen, als Loki ihr befahl dass sie sich etwas vorstellen solle, was sie jetzt tragen wolle. Freya schloss die Augen und stellte sich etwas vor, dann sagte sie: „Okay.“ Loki schnippte mit den Fingern.
Anstelle des Abendkleides trug Freya ebenfalls etwas völlig ungewohntes für sie. Sie trug ein schwarzes Minikleid mit Trägern, eine Netzstrumpfhose und schwarze Highheels. Doch das war nicht alles. Über dem knappen Minikleid, das Hauteng anlag, trug sie ein weitgeschnittenes, grünes, fast durchsichtiges Überkleid, das mit einem breiten Gürtel um ihre Taille in Form gebracht wurde.
Freya sah an sich herab und war zufrieden mit dem was sie sah.
„Gehen wir!“, beschloss Freya und drehte sich zur Straße um, um sich endlich in einen Club zu stürzen. Loki brauchte ein paar Minuten um sich wieder zu fangen und ihr zu folgen, aber schließlich holte er sie ein und ging schweigend neben ihr her.
Während sie auf dem hellerleuchteten Boulevard gingen, staunte Freya wieder einmal über das verschwenderische Licht überall. Die Reklamen von Dingen die sie nicht kannte, die Videos die auf riesigen Flatscreens liefen, mit Musik, Werbung oder Nachrichten gefüllt waren, aber auch die vielen Menschen um sie herum. Hier schien niemand zu schlafen.
Schließlich gelangten sie an einen Club, vor dessen Türe eine riesige Schlange an Menschen darauf wartete endlich reinzukommen. Ein breitgebauter Türsteher sorgte dafür, dass nur bestimmte Personen reinkamen. Vermutlich nur wichtige Persönlichkeiten, mutmaßte Freya.
Wie selbstverständlich steuerte Freya direkt die Türe an und nicht das Ende der Schlange. Nicht nur, dass die Personen in der Schlange schimpften, der Türsteher verbaute ihr auch sofort den Weg. „Halt Kleine, hier kommst du nicht rein!“, grollte der Mann noch bevor er sie richtig gemustert hatte.
Loki, der Freya einfach gefolgt war, wollte gerade mit seinen Fingern einen Zauber murmeln, als sie ihn in den Bauch boxte. Loki blieb die Luft weg. Wahrscheinlich nicht nur wegen des Boxers, sondern eher vor Überraschung.
Mit einem gewinnenden Lächeln, strich sich Freya ihre Haare aus dem Gesicht. „Aber ich wollte tanzen gehen“, begann sie enttäuscht und bildete einen Schmollmund. Der Türsteher erweichte zusehends und als sie auch noch mit den Wimpern klimperte, meinte er: „Also gut, du und dein Begleiter dürfen rein.“ Er ging beiseite und machte ihr den Weg frei. Freya ging hocherhobenen Hauptes an ihm vorbei und als sie an ihm vorbei war, drehte sie sich um und hauchte ein zartes „Dankeschön“ über ihre Schulter. Loki war ihr gefolgt und als sie im Club angelangt waren, bemerkte sie dass er sie interessiert und fast schon bewundernd zugleich ansah.
„Ich bin eine Prinzessin“, erklärte Freya. „Ich weiß wie ich etwas bekomme, wenn ich es will.“ Loki nickte und meinte bestätigend: „Oh ja, das weißt du ganz genau.“
Freya runzelte die Stirn und überlegte wie er es gemeint hatte, als ihre Aufmerksamkeit vom inneren des Clubs abgelenkt wurde.
Direkt vor ihnen, im Zentrum des Clubs befand sich eine riesige Tanzfläche, die von bunten, hin und her schwenkenden Lichtern beleuchtet wurde. Etwas weiter hinter der Tanzfläche stand ein DJ-Boot, von dem aus Augenscheinlich die Musik herkam. Rechts und links an der Wand entlang waren runde Sitzgruppen, in denen sich die Menschen angeregt unterhalten konnten, wenn sie nicht tanzten. Freya sah in einigen Sitzgruppen, dass dort auch Pärchen beschäftigt waren.
Schnell wandte sie den Blick ab und richtete ihn nach oben. Eine Treppe führte an der Seite entlang nach oben zu einem Runden Balkon. Dort war neben weiteren Sitzgruppen auch eine Bar und Hochtische. Loki ging geradewegs nach oben zur Bar.
Freya sah sich kurz um und entschied Loki erst einmal zu folgen. Oben angelangt, gesellte sie sich zu ihm und bestellte ein Bier, ebenso wie Loki. Dieser sah sie verwirrt an und fragte: „Wolltest du nicht tanzen?“ Freya nickte, meinte jedoch: „Aber ich habe keinen Tanzpartner. Ich muss erst einmal warten. Vielleicht fällt mir gleich jemand auf den ich fragen könnte. Oder vielleicht werde ich auch gefragt?“
Loki zuckte mit der Schulter und trank von seinem Bier. Es verging eine Stunde, in der Freya neben Loki an der Bar saß und einfach nur schweigend Bier trank, bis sie wütend grummelte: „Das darf doch nicht wahr sein! Immer wenn ich mir denke, dass ich jemanden gefunden habe um denjenigen zu fragen, schauen sie alle gleich weg oder verschwinden wieder! Was ist bloß los?“
Loki lachte und klärte sie auf: „Du siehst so umwerfend aus, dass sich hier niemand trauen wird dich zu fragen. Geschweige denn mit dir tanzen wird! Die haben alle Angst vor dir!“ Freya schnaubte wütend, als Loki noch hinzusetzte: „Außerdem bist du mit mir an die Bar gekommen und das bedeutet, dass du mit mir hier bist. Da wird sich wohl kaum jemand trauen dich zu fragen.“ Er trank aus seinem dritten Bier.
„Oh nein!“, stöhnte Freya auf und vergrub ihr Gesicht in ihren Armen auf dem Tresen. „So was blödes!“, nuschelte sie undeutlich in ihre verschränkten Arme. Loki lachte nur kurz auf. „Du hättest gleich tanzen gehen sollen.“
„Jetzt bin ich schuld?“, fuhr Freya auf und blitzte ihn an. Loki verschluckte sich an seinem Bier und sollte etwas sagen, als Freya aufsprang und ihn am Arm packte. Sie zog Loki von seinem Stuhl und runter zur Tanzfläche, als er ihr fragend zurief: „Was hast du vor?“ Freya konnte ihn kaum verstehen, ahnte jedoch was er gefragt hatte. Der DJ sagte ein Lied namens „Wildes Ding“ an und alle um sie herum klatschten zum Takt in die Hände. Freya packte Loki an seinem Kragen und zog ihn etwas zu sich herab, um ihm ins Ohr zu rufen: „Dann musst du eben mit mir tanzen!“
Loki sah sie perplex und fast etwas panisch an. „Aber ich weiß nicht wie diese Tänze gehen!“, rief er ihr ins Ohr.
Freya zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf, um ihm zu bedeuten, dass sie es ebenso nicht wisse. Dennoch begann sie sich im Rhythmus des Songs zu bewegen. Loki stand noch immer nur unwohl da und sah sich um.
Freya hingegen war einfach nur froh endlich tanzen zu können und begann sich immer ausgelassener zu bewegen. Ihr war egal, dass Loki nicht tanzte, Hauptsache sie hatte einen Grund auf der Tanzfläche zu sein.
Als das Lied vorbei war, sagte der DJ das nächste Lied an. Freya sah Loki an und rief ihm zu, dass diese Tänze so wären wie Sex. Loki sah Freya wieder einmal fassungslos an. „Man weiß nicht wie es geht, aber hat man erst angefangen, geht alles von alleine und es macht wirklich unheimlich Spaß!“, rief Freya und begann zum nächsten Lied zu tanzen.
Sie wusste nicht ob Loki wusste, dass sie noch mit keinem Mann das Bett geteilt hatte, sie hoffte einfach, dass er ihren Vergleich nicht durchschaute und die Wahrheit herausfand. In ihrer Vorstellung war das Gefühl, dass die Helden mit ihren geretteten Maiden hatten dasselbe wie jetzt beim Tanzen dieser Tänze.
Loki sagte nichts – sie hätte ihn eh nicht mehr verstanden – sondern akzeptierte ihre Aussage einfach. Er begann sich sogar zu entspannen und langsam zur Musik zu bewegen. Dass sich Freyas Tanzpartner endlich ebenso zur Musik bewegte, führte dazu dass sie miteinander tanzten. Zwar mit gebührendem Abstand, dennoch zueinander gewandt.
Es vergingen unzählige Lieder und ebenso wie die Tanzenden um sie herum, wurden Loki und Freya immer ausgelassener. Schließlich benötigten sie Luft und sie gingen wieder nach oben an die Bar. Dort ließen sie sich lachend nieder. In der letzten Stunde hatten sie eine Menge Spaß auf der Tanzfläche. Freya hatte Loki noch nie so ausgelassen erlebt, nicht einmal wenn er etwas über den Durst getrunken hatte.
Während er für sie beide Bier bestellte, musterte Freya ihn verstohlen. Seine nach hinten gegeelten Haare hatten sich während des Tanzens selbständig gemacht und sie begannen sich außerdem zu kräuseln. Sie hatte nicht gewusst, dass seine Haare lockig waren, denn er achtete immer darauf, dass sie perfekt dalagen. Selbst im größten Schlachtengetümmel hatte er die perfekte Frisur. Zusätzlich zu seinen Haaren fiel Freya auf, dass er über das ganze Gesicht strahlen konnte. Sonst hatte er immer ein spöttisches oder verschlagenes grinsen und aus vollem Hals lachte er auch nie. Jetzt aber zeigte er so viele weiße Zähne, wie noch nie. Seine Augen glitzerten vor ehrlicher Freude und sie konnte nicht anders als zu schmunzeln.
Er schob ihr das Bier zu und stellte fest, dass sie ihn beobachtet hatte. Sofort wurde seine Miene wieder eisern. „Was?“, fragte er beißend. „Nichts“, wehrte Freya ab und nahm weiter schmunzelnd einen Schluck. „Doch, du grinst. Was ist los?“, verlangte er zu wissen. Freya seufzte auf und meinte dann: „Du siehst viel besser aus wenn deine Haare lose sind.“ Sie griff mit beiden Händen in sein Haar und strich sie noch ein wenig mehr auseinander. Loki erstarrte auf seinem Sitz und sah in ihr Gesicht, das dem seinen so nahe war.
Freya hingegen sah nur auf seine Haare und zog wieder ihre Hände weg, als sie zufrieden ihr Werk betrachtete und meinte: „Ich wusste nicht dass du Locken hast.“ Loki entspannte sich unmerklich und erklärte: „Ich mag meine Locken nicht.“ Freya lachte kurz auf und sagte dagegen: „Und ich liebe Locken!“ Sie griff sich eine ihrer lockigen Strähnen und erklärte: „Darum habe ich meinen glatten Haaren Locken verpasst. Ich liebe es mit ihnen zu spielen.“ Sie wuschelte sich einmal durch ihre goldenen Locken und ließ sie in hohem Bogen nach hinten in den Nacken fallen.
Als sie ihn wieder lächelnd ansah, schluckte er hart und nahm einen Schluck von seinem Bier. Freya wandte sich ebenfalls wieder ihrem Bier zu, bis Loki schließlich fragte: „Willst du wieder nach Hause?“ Freya sah ihn entgeistert an. „Noch lange nicht! Komm mit!“
Sie sprang wieder vom Hocker. Da sie ihn diesmal nicht am Arm gepackt hatte, blieb Loki weiterhin sitzen und sah ihr hinterher. An der Treppe angelangt, wandte sie sich um und stellte mit einem Stirnrunzeln fest, dass Loki ihr nicht gefolgt war. Sie lockte ihn mit einem Finger, doch er schüttelte nur den Kopf. Dann zwinkerte sie wieder mit den Augen und zeigte ihren Schmollmund. Da er immer noch nicht reagierte, wandte sie sich ab und sah ihn bittend über die Schulter hinweg an. Zusätzlich lockte sie ihn mit einem Zeigefinger. Loki lachte wieder auf diese Weise wie er es die letzte Stunde getan hatte und folgte ihr nun.
Auf der Tanzfläche angelangt, sagte der DJ ein Lied namens „Dance Again“ an und alle begannen zu tanzen. Freya und Loki bemerkten, dass sich das Tanzverhalten der anderen plötzlich verändert hatte.
Sie tanzten alle viel näher als vorher. Um genau zu sein: so nah wie es in Asgard höchstens beim Wrestling oder einem Übungskampf der Fall war. Sie rieben ihre Körper aneinander und berührten sich nahezu überall.
Während Loki nicht wagte es den anderen einfach nachzumachen, zuckte Freya erfreut mit den Schultern und rief ihm zu: „Was soll‘s? So wird hier eben getanzt! So schwer sieht das nicht aus!“ Sie stellte sich ganz nah vor ihn, ließ ihre rechte Hand auf seiner linken Schulter ruhen und trat mit ihrem rechten Bein zwischen seine Beine.
Froh darüber, dass Freya den Anfang gemacht hatte, begann sich Loki sofort ebenfalls im Rhythmus zu bewegen. So tanzten sie eine kurze Weile eng beieinander, bis sich Freya umdrehte und ihm den Rücken zuwandte. Dennoch blieb sie weiterhin in Körperkontakt mit ihm und ließ ihre Hüfte zur Musik bewegen. Loki tanzte ebenso noch zum Takt, wusste jedoch nicht was er mit seinen Händen tun sollte, als Freya sie ergriff.
Seine rechte Hand führte sie zu ihrem rechten Oberschenkel und seine linke Hand legte sie sich um ihre Hüfte. Dann ließ sie seine – wieder einmal fiebrig warmen – Hände los und strich mit ihren Händen durch ihre Haare am Nacken. Während sie sich weiterhin zum Takt bewegten und ihre Körper sich in vollkommenem Einklang befanden, schloss Freya die Augen und sog die Augenblick vollkommener Ektase in sich auf.
Sie spürte die bunten Lichter, ihren Schweiß, die Augen der anderen Tänzer und die Hände Lokis auf ihrer Haut, hörte den Herzschlag von Loki, der denselben Rhythmus hatte wie der ihre und die Musik, die ihren Weg durch ihre Adern in ihren Kopf fand und die unglaublichsten Gefühle hervorrief. Das war der beste Moment den sie jemals erlebt hatte.
Das Lied war schneller vorbei als sie sich wünschen konnte und sie und Loki trennten sich wieder voneinander. Sie lächelte ihn um Verzeihung heischend an und rief: „Bring mich wieder nach Hause!“ Loki nickte knapp und wandte sich zum Gehen. Freya folgte ihm stumm.
***Kapitel 3 ***
Zurück in der dunklen Gasse fiel Freya wieder ein, dass Loki noch einen Gefallen bei ihr gut hatte. Als er stehen blieb und sich wieder zu ihr umwandte, wollte sie fragen was er sich nun als Bezahlung ausgedacht hatte.
Doch bevor sie etwas sagen konnte, hatte Loki die wenigen Schritte die sie voneinander trennten überbrückt und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Bevor sie irgendwie reagieren konnte, lagen seine Lippen auf den ihren und er drängte sie an eine Hauswand in den Schatten. So überraschend dies auch war, wehrte sich Freya nicht. Sie war noch viel zu erhitzt und aufgewühlt vom Tanz. Loki ebenfalls.
Seine Hände glühten förmlich und er ließ sie von ihrem Gesicht auf ihre Hüfte gleiten, während er sie weiter an die Hauswand presste und den Kuss intensivierte. Freya konnte nicht anders und öffnete ihren Mund für seine Zunge, die sie, während sie die Augen schloss, mit der ihren begrüßte.
Loki ging auf das Spielchen in ihrem Mund ein und es entbrannte ein heißer Kampf darüber wer die Oberhand erhalten sollte. Nachdem er ihre Zunge zurückgedrängt hatte und nun siegessicher ihre Mundhöhle erforschte, ergriff er Freyas Hintern und hob sie ein wenig an.
Freya verlor den Boden unter ihren Füßen und sie stöhnte in den Kuss, während sie ihre Oberschenkel um seine Hüfte schlang und ihre Arme um seinen Nacken legte. Sie spielte mit seinen Löckchen im Nacken als er begann ihren Hals mit heißen Küssen zu bedecken. Den Kopf in den Nacken gelegt, entfuhr Freya ein weiteres stöhnen als Loki seine Zunge über ihre Halsschlagader gleiten ließ.
Es fühlte sich so gut an wie Loki ihr Überkleid hochschob, bis er den Rand ihres schwarzen Minikleids berühren konnte. Dabei spreizte er ihre Beine mit seinem Unterleid weiter auseinander und presste Freya fester an die Hauswand. Sie hielt es nicht mehr aus, sie wollte ihn, hier und jetzt und leise seufzte sie seinen Namen.
Der Bann der sie gefangen hielt war gebrochen und Loki ließ so überraschend von ihr ab, wie er sie geküsst hatte. Freya war völlig überrumpelt und wäre fast zu Boden gestürzt, als er sie losließ. Ihre Knie gaben fast unter ihr nach und daher stützte sie sich zitternd an der Wand ab. Ihr wurde plötzlich eiskalt.
„Wir sollten jetzt gehen“, meinte Loki als wäre nichts passiert und zog das grüne Band aus seiner Lederjacke hervor.
Freya war so verwirrt, dass sie mit hochrotem Kopf nur nicken konnte. Sie ließ sich die Augen verbinden und nach Hause führen. Das war wieder nur einmal einer seiner seltsamen Forderungen gewesen. Da war sie sich sicher. Wie beim letzten Mal… oder dem Mal davor… Der Gefallen den sie schuldete war hiermit beglichen, da musste sie nicht einmal fragen.
Zurück in Asgard dämmerte es bereits und Freya verschwand so schnell sie konnte in Richtung ihrer Gemächer. Sie verschwendete keine Zeit etwas zu Loki zu sagen oder sich für die Reise nach Midgard zu bedanken. Sie wusste, dass sie nichts hätte sagen können. Ihr war das eben geschehene mehr als peinlich. Mehr noch als all die Dinge die Loki früher von ihr verlangt hatte.
Doch was Freya in dieser Nacht feststellen musste, während sie sich in ihrem Bett hin und her wälzte war, dass die Truhe die sie in ihrem Inneren so sorgfältig vor sich selbst versteckt hatte, aufgebrochen war. Der Inhalt – jede einzelne Erinnerung die auf die eine oder andere Art mit Loki und den Dingen zu tun hatte, die Freya am liebsten für immer vergessen hätte – war frei zugänglich und geisterten in ihrem Kopf herum.
Lokis Haare, seine Augen, sein Lachen – auch das verächtliche – seine Finger, seine Streiche und seine Bewegungen standen deutlich vor ihrem inneren Auge. Ihr wurde klar, dass sie alles über ihn wusste und er alles über sie. Sie hatte, als sie noch Kinder waren, bei ihm im Bett geschlafen, er hatte sich immer um sie gekümmert während Thor Abenteuer erleben ging, er hatte ihr Brisingamen gestohlen, er hatte ihr die Haare abgeschnitten und sie wieder wachsen lassen, er wusste als einziger jede Geschichte die Freya ebenfalls gelesen hatte, er war der einzige der ihr Pegasus Æsam nicht trat oder biss, sie hatte ihm ihren ersten Kuss geschenkt, er war der einzige der ohne Hilfe schneller rennen konnte als sie selbst, er mochte ebenfalls die Farben Grün und Gold und vor allem: er war der einzige der ihr Herz schneller schlagen lassen konnte. Egal on vor Wut oder Freude.
Freya versuchte den ganzen Tag Schlaf nachzuholen, aber sie konnte es nicht. Nicht nur weil ihre Kammerzofen gekommen waren und sie aufwecken wollten – sie hatte sie mit lauter Stimme wieder nach draußen beordert – oder Thor sie zu einem Übungskampf holen wollte – sie hatte ihn mit mehreren Kissen beworfen, bis er verschwunden war – sondern vor allem weil sie ständig Loki vor ihrem Inneren sah. Er ließ sie einfach nicht zur Ruhe kommen.
Erst beim Abendessen ließ sich Freya in einem einfachen, goldbestickten, bodenlangen Kleid, dass hinter ihrem Nacken festgehalten wurde, sehen. Ihre Tante sah sie hereinkommen und neben sich platznehmen und sagte alarmiert: „Du liebe Güte, du siehst ja furchtbar aus!“ Freya lächelte knapp und sank auf ihren Stuhl. Schwer darum bemüht ihren Gegenübersitzer nicht anzusehen. „Wie lange hast du denn noch gefeiert?“, fragte Thor, der sich ein riesiges Stück Braten in den Mund stopfte. „Zu lange“, erwiderte Freya wage und häufte sich ein paar zurechtgeschnittene Früchte auf ihren goldenen Teller. „Willst du nicht etwas richtiges essen?“, fragte ihre Tante besorgt. „Ich hörte du hast den ganzen Tag geschlafen.“
Freya schüttelte ablehnend den Kopf. „Ich habe keinen großen Hunger“, erklärte sie knapp. „Wahrscheinlich zu viel getrunken“, stellte Loki belustigt fest und schnitt mit einer eleganten Bewegung etwas von seinem Braten ab. „Das geht dich nichts an“, zischte Freya ungehalten und funkelte Loki wütend an.
Dieser tat ungerührt und aß das abgeschnittene Stück Fleisch. Freya erkannte an ihm keinerlei Müdigkeit oder Gefühle die darauf schließen würden, dass er ebenfalls zu wenig Schlaf gehabt hatte. Sie hätte ihn am liebsten erwürgt. Ihre Hände zitterten und sie ließ die Gabel neben ihrem Teller fallen und entschuldigte sich. Dann verschwand sie so schnell sie konnte aus dem Saal.
Sie konnte die verwirrt dreinsehenden Blicke ihrer Familie regelrecht auf sich spüren und als sie draußen war, lehnte sie sich an eine Wand. Ein tiefer Seufzer entkam ihrer Kehle. Es konnte so nicht weitergehen, beschloss Freya und ging schnellen Schritts und mit gerafftem Kleid zu ihrem Gemach zurück.
Freya wartete bis sich alle im Palast zurückgezogen hatten, dann huschte sie zu Lokis Gemächern. Sie wollte anklopfen, doch sie verwarf diese Absicht sofort wieder und trat einfach ein.
Wie eh und je war Lokis Zimmer so spärlich beleuchtet wie immer. Das einzige Licht stammte von grün leuchtenden Fackeln. Hinter seinem Schreibtisch und den Bücherregalen konnte sie das große, runde Bett ausmachen. Es war ungemacht und verriet, dass Loki keine Diener in seinem Zimmer haben wollte. Er selbst war jedoch nicht der ordentlichste, was das Bettzeug und die Stapel an Büchern und Rollen verrieten.
Freya schloss die Türe hinter sich so leise sie konnte. Nicht weil sie befürchtete, dass Loki sie hören würde – er konnte niemals überrascht werden – sondern weil sie befürchtete, dass irgendjemand anders hören würde dass sie hier war. So wie damals als sie noch ein Kind gewesen war.
Loki saß an seinem Schreibtisch, die Füße darauf abgelegt und den Kopf in einem Buch vergraben als er spöttelte: „Womit habe ich diesen erhabenen Besuch verdient?“
„Du Idiot!“, begann Freya und spürte wie sie wieder wütend wurde. Loki sah fragend von seinem Buch auf. „Wie konntest du es wagen?“ fragte sie ihn und begann durch das Zimmer auf ihn zu zugehen, während Loki seine Beine vom Schreibtisch schwang. Das Buch zuklappend, meinte er: „Ich weiß nicht von was du redest.“
„Oh doch, das tust du ganz genau!“, rief sie und kam weiter näher. Er stand ungerührt auf und ging zum Regal um das Buch zurückzustellen. „Ich bezweifle dass ich weiß von was du da redest“, kam seine lahme Antwort und Freya kam immer näher. „Dass du es wagst mich einfach zu küssen“, schimpfte Freya und kam direkt vor ihm zum Stehen. Sie schubste ihn vor Wut um, sodass er überraschend rücklings auf seinem Bett landete. Loki wollte etwas erwidern, als Freya ihr Kleid etwas anhob und sich auf ihm niederließ. „Ich hätte dich gleich von mir stoßen sollen, als ich die Gelegenheit hatte“, grummelte sie.
„Du hast mich umgestoßen“, stellte er gelassen fest.
Freya beugte sich vorne über und verwickelte Loki in einen verlangenden Kuss. Ihre Zähne vergrub sie leicht in seiner Unterlippe. Dann strich sie mit ihrer Zunge kurz über seine Zähne, bevor sie diese wieder zurückzog und seine Unterlippe sanft biss. Loki vergrub seine Finger in einer ihrer gelockten Strähnen und zog sachte daran. Freyas geschlossene Augenlieder flatterten leicht bevor sie diese wieder öffnete.
Dann ergriff sie sein Hemd und riss es mit aller Kraft auseinander.
„Soll ich jetzt irgendetwas gestehen?“, fragte er aus gespieltem Interesse.
Freya rollte mit den Augen und drohte: „Ruinier es nicht.“
„Wie du mein Hemd ruiniert hast?“
„Du ruinierst es gerade“, kam die prompte Antwort.
„Tu ich das?“, fragte er belustigt und vergrub seine langen Finger in ihren dichten Haaren. „Dann werde ich mich anstrengen müssen.“
„Du wirst aufhören müssen zu reden“, zischte sie und beugte sich vor um ihn mit einem weiteren Kuss am Reden zu hindern.
Ihre Zunge war ebenso heiß und fiebrig wie der Rest ihres Körpers. Loki packte ihre Zunge mit seinen Zähnen und zog an ihr, während sie ihre Fingernägel in seinem Oberkörper vergrub und einmal entlangkratzte. Loki zog scharf die Luft ein.
Freya biss ihn wieder in die Lippe, diesmal etwas fester, bevor sie sagte: „Du hast an meinen Haaren gezogen.“
„Das war meine Pflicht“, sagte er und fügte hinzu: „Im Kampf ist alles erlaubt.“
Er zog wieder an ihren Haaren, worauf ihre Augenlieder wieder flatterten. Sie sah ihn direkt an und lehnte sich weiter vor, sodass ihr Gewicht auf seinem Bauch ruhte.
„Ist das so?“ fragte sie.
Ihre Lippen trafen sich wieder. Er drehte seinen Kopf etwas, sodass seine Nase nun an ihrer Wange ruhte und hauchte in den Kuss: „Alles.“
Loki biss auf ihre Oberlippe, küsste ihren Nacken und knabberte schließlich an ihrem Ohrläppchen. Freya stöhnte und vergrub ihre Fingernägel in seinen Rippen. Der Schmerz schoss durch seinen Körper. Ihre Zähne berührten seine Wange und ihre Zunge folgte ihnen. Er ließ seine Hände zu ihrer Hüfte gleiten, während ihr Oberkörper sich fester an den seinen presste.
Sie war so wunderschön und ihre Nähe machte ihn fast verrückt vor Verlangen. Er wollte und ließ seine Finger durch ihre Haare gleiten und zog an ihnen, damit er beobachten konnte wenn sich ihre Muskeln an ihrem Hals verfestigten, wie sie sich wieder von ihm entfernte und ihr Nacken aufleuchtete. Sie faszinierte ihn. Schon immer.
Loki hatte nicht bemerkt, dass er die letzten Sätze laut ausgesprochen hatte, bis sie ihre Finger in seinem Haar vergrub und sich vorbeugte um seine Nase zu liebkosen.
„Du bist nicht einmal halb so clever wie du immer denkst“, meinte sie leise und leckte den Schweiß von seiner Nase. „Du starrst immer zu lang.“
„Als ob du das jemals bemerkt hättest“, meinte er unterkühlt. Er wollte sie nur ärgern, aber er meinte es auch ernst.
Sie küsste ihn wieder und hauchte dann: „Ich habe es jetzt bemerkt.“ Ihre Lippen hatten sich geöffnet um noch etwas hinzuzufügen, als Loki ihren Kopf packte und sie küsste, bevor sie noch etwas sagen konnte.
Von ihren Haaren wanderten seine Finger zum Knoten ihres Kleides, welches in ihrem Nacken verhinderte, dass sie das Kleid verlor. Kaum hatte er es geöffnet, unterbrach Freya wieder den Kuss und richtete sich auf. Das goldbestickte Kleid fiel von ihr herunter und entblößte sie. Sie lächelte leicht und fühlte sich etwas unwohl wie sie so unbekleidet auf ihm saß. Doch Loki ergriff ihre Wange und versicherte: „Du bist so wunderschön“, bevor er sie wieder zu sich herunterzog und sie wieder lang und ausdauernd küsste. Während die eine Hand wieder auf ihrem Hinterkopf ruhte, damit sie dem Kuss nicht entkam, ließ er seine andere Hand zu ihrer linken Brust wandern und berührte sie sanft. Doch während sie ihn immer härter und verlangender küsste, verstärkte er den Druck und zwickte ihren erregten Nippel.
Sie erhob sich etwas von ihm und fragte neckisch: „Komm schon, ist das alles?“ So als wäre das nur ein Kampf.
Er wollte sie und er wollte sie unter sich. Jetzt.
Er packte ihre Hüfte und drehte sie mit einer Leichtigkeit, ruckartig herum. Bevor sie sich wehren konnte, war er schon über ihr.
Freya lächelte und ihre Haare lagen um ihren Kopf, wie die Äste eines Baumes. Nachdem er sie vollends vom Kleid befreit hatte und sie nun vollkommen nackt unter ihm lag, glitten Freyas Hände zu seinem Hosenbund. Kaum hatte sie seine Hose geöffnet, spürte Loki ihre Hand zwischen seinen Beinen. Er presste sich stöhnend fester gegen ihre Hüfte und ihre Hand verschwand. In wenigen Sekunden hatte sich Loki von all seinen Kleidungsstücken befreit und presste ihre Schenkel wie am vorigen Abend mit seinem Unterleib auseinander.
Als sie ihre Beine hinter seinem Rücken verschränkte, glitt er in sie ein und entlockte ihr einen wohligen Seufzer. Sie presste sich ebenso hart an ihn, wie er an sie und sie flüsterte: „Loki“.
Nur das.
Nur seinen Namen, jedoch mit einem solchen Verlangen wie er ihn noch nie gehört hatte.
Während er sich rhythmisch vor und zurück bewegte, spannte sich Freya überall an: Ihre Hände hinter seinem Nacken, ihre Beine hinter seinem Rücken und die Muskeln in ihrem inneren, als er immer weiter in sie drang.
Seine Zunge war haltlos. Er wusste das. Er wollte sie unbedingt besitzen. Sie war heiß und eng und selbst mit Schweiß überzogen leuchtete ihre Haut im Dunkeln. Er vergrub sein Gesicht in ihrem Nacken weil er es nicht länger ertrug sie anzusehen. Sein Kiefer versteifte sich als er sich nicht mehr zurückhalten konnte und in ihr kam.
Freyas Finger gruben sich hart in seine Haare und ihr Rücken bog sich zu einem gespannten Bogen durch als auch sie anschließend kam.
Dann, als sie sich nach einer Weile, wieder daran erinnerte wie man atmete, sich bewegte, öffnete sie ihre Augen. Auch Loki wandte ihr wieder sein Gesicht zu.
„Ich habe gewonnen“, flüsterte sie. „Was sagst du dazu?“ Ihre Stimme war Lustverhangen.
„Ich würde sagen, dass eine Revanche nötig ist“, erklärte er mit einem hinterlistigen grinsen. „Nur um ganz genau zu sein.“ Er strich ihr mit einem Finger über ihre vollen Lippen, die sich öffneten und fügte hinzu: „Wenn du willst.“
Freya lächelte und drehte Loki geschickt auf den Rücken. Nun lag sie über ihm und ihr Lächeln wurde immer breiter.
„Oh glaub mir, Loki Silberzunge“, sagte sie. „Ich will.“
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