Zissy M. Baumann: Willkommen in meinen Gedanken
Zissy M. Baumann

Das Geheimnis der Mondprinzessin

Das Geheimnis der Mondprinzessin

Von Zissy M. Baumann

 


***

Heute Nacht war es endlich soweit.

Maria hatte beschlossen, dass heute Nacht der Zeitpunkt gekommen war, noch einen Schritt weiter zu gehen.

Es waren bereits sechs Monde vergangen seitdem sie sich von der Klippe gestürzt hatte um das Mondland-Tal zu retten und vor zwei Monden hatten sie und Robin sich endlich ihre Liebe zueinander eingestanden.

Seitdem war nichts mehr passiert.

Natürlich hatten sie sich schon mehrfach geküsst, aber das war dann schon alles.

Maria seufzte bei dem Gedanken daran und musterte sich noch einmal im Spiegel.

Sie hatte bei ihrem letzten Einkauf mit Miss Heliotrope in London ein neues Nachthemd gekauft. Ein Nachthemd das zu einer jungen Frau passte und nicht so kindlich war wie ihre alten. Ein Nachthemd von dem sich Maria sicher war, dass es Robin gefallen musste. Das Nachthemd war tiefer ausgeschnitten als ihre alten und enthüllte die Ansätze ihrer Brüste. Um ihre Brust und an den Ärmeln war es gerafft und mit einer kleinen Schleife unterhalb ihrer Brust zusammengeschnürt. Ab da fiel das Nachthemd in fliesenden, wallenden Bewegungen zu Boden. Der Stoff war so dünn gewoben, dass es zum einen bei der kleinsten Luftbewegung hin und her wallte und zum anderen war es fast durchsichtig.

Da Maria nicht vor hatte Robin sofort unter die Nase zu binden war sie vorhatte, versteckte sie ihr Nachthemd unter einem Umhang. Dann griff sie nach der Bürste, ging auf den mondbeschienenen Balkon ihres Zimmers und begann ihre roten Locken zu kämmen. Dabei glitten ihre Gedanken zurück zu den ersten Malen als sie Robin gesehen und kennen gelernt hatte.

 

***Flashback***

 

Maria hatte gerade ihren Vater beerdigt und stand am Grab ihrer Mutter um auch ihre eine Rose hinzulegen, als sie das leise Gefühl beschlich, dass sie beobachtet wurde. Als sie aufsah erkannte sie tatsächlich, wie jemand im steinernen Pavillon lehnte und sie beobachtete. Obwohl sie nur einen kurzen Blick warf und dann wieder wegsah („Denn starren ist unhöflich“, so Miss Heliotrope), hatten sich ihre Augen über eine Distanz von 30 Yard für einen ganz kurzen Moment gefunden.

 

Wer war dieser junge Mann?

 

Lockige, braune Haare verdeckten fast gänzlich seine Augen, während sie unter einem Bowler hervorquollen. Warum hatte er ein schwarzes Tuch über seiner Nase? Das war kein normaler Aufzug und vor allem nicht für ein Begräbnis.

 

Maria sah noch einmal hin und wollte sich vergewissern dass sie richtig gesehen hatte, aber der Mann war nicht mehr da. Wahrscheinlich hatte sie sich alles nur eingebildet. Der Tod ihres Vaters machte ihr wohl sehr zu schaffen.

 

Das zweite Mal als sie Robin gesehen hatte, wusste sie zuerst nicht dass er derselbe Mann war wie beim ersten Mal.

 

 

Sie und Miss Heliotrope waren auf dem Weg zu ihrem Onkel Benjamin, nachdem sie schmerzlich erfahren hatte, dass ihr Vater außer einem alten Buch, nur Schulden hinterließ. Sie saßen in einer Kutsche die gerade angehalten hatte, als sie aus dem Fenster lehnte um zu sehen ob sie bereits angekommen waren. In genau diesem Moment wurde sie von jemandem auf dem Kutschendacht ergriffen. „Jetzt!“, rief dieser Jemand und Maria hörte, wie auch Miss Heliotrope auf der anderen Seite der Kutsche angegriffen wurde.

 

Marias Arme wurden von dem Angreifer über ihr festgehalten und sie wusste nicht, wie sie sich wehren konnte, als ihr die Stricknadel in ihrer Hand wieder einfiel. Sie riss sich los und stach nach der Hand ihres Angreifers. Offensichtlich mit Erfolg, denn er schrie kurz vor Schmerz auf und lies sie los. Maria rutschte so schnell sie konnte zurück in die Kutsche. Gerade zum rechten Zeitpunkt als Miss Heliotrope ihren Angreifer ebenfalls abwehren konnte, die Kutschentüre wieder schloss und der Kutscher die Pferde in Bewegung versetzte.

 

Maria hörte, wie der Mann auf dem Dach durch die plötzliche Vorwärtsbewegung heruntergeschleudert wurde, als ein Luftzug einen Bowler durch das Kutschenfenster wehte. Der Hut landete auf Marias Schoß und während sie hörte wie das eiserne Tor hinter der Kutsche herunterrollte, konnte sie einen frustrierten Aufschrei hören.

 

Maria wagte es, sich wieder aus dem Kutschenfenster zu lehnen und nach ihren Angreifern zu sehen. Ihre Haare wurden ihr ins Gesicht geweht, trotzdem erkannte sie, dass der junge Mann am Tor, derselbe war wie der auf dem Friedhof. Der Bowler war der seine gewesen aber nun waren seine Locken ohne halt. Der Hut gehörte nun ihr.

 

Maria wusste nicht warum, aber unwillkürlich streckte sie ihm ihre Zunge raus. Das geschah ihm recht.

 

Der Bandit (oder was auch immer er war) war so überrascht über ihre Reaktion, dass er seine Augenbrauen hochzog und seinen Mund leicht öffnete. Sofort fing er sich wieder und er erkannte, dass sein Hut weg war. Wütend trommelte er noch einmal gegen das Tor und Maria zog sich zufrieden wieder in die Kutsche zurück.

 

Beim dritten Mal lernte sie Robin das erste Mal richtig kennen.

 

 

Maria hatte ihr neues Zimmer gerade frisch bezogen und hatte sich Bettfertig gemacht, als sie auf den Balkon ging um die Aussicht noch zu genießen bevor sie zu Bett gehen würde. Es gab viele Dinge über die sie nachdenken musste.

 

Sie wollte gerade wieder ins Innere zurückgehen, als ein Schatten sich im Garten bewegte und sie innehielt. „Wrolfe?“, rief sie in die Nacht. Es könnte der Hund ihres Onkels gewesen sein, oder vielleicht ein Reh oder ein anderes Tier aus dem Wald dass sich bis hierher gewagt hatte. „Wer ist da, zeig dich!“, rief sie noch einmal aus. Jemand trat aus dem Schatten heraus in das Mondlicht und Maria fuhr durch die plötzliche Bewegung zusammen.

 

„Du liebe Güte!“, rief sie erschrocken aus und lehnte sich über den Balkon um die Person genauer zu sehen, während sie sagte: „Du hast mich ganz schön erschreckt- Oh!“ Maria erkannte erst jetzt, wen sie da vor sich hatte. „Du!“

 

“Ich bin es, Prinzeschen”, Robin verbeugte sich höhnisch, ohne dabei den Blickkontakt zu Maria zu unterbrechen. „Guten Abend.“

 

Marias Mund fiel auf. Sie brauchte eine Weile bevor sie einen Satz formulieren konnte. „Guten Abend“, antwortete sie schließlich höflich. Was hatte ihr Fast-Entführer hier zu suchen? Er stand so geheimnisvoll und schneidig im Mondlicht. War er hier um sie zu entführen? Maria stemmte abwehrend ihre Hände in die Hüfte. „Was machst du hier?“

 

Der junge Mann stand nur da und sah zu ihr hinauf, so als müsste er überlegen warum er hier war. Er machte einen Schritt nach vorne und fragte plötzlich: „Wie ist dein Name, Prinzeschen?“

 

Maria war überrascht. War der mysteriöse, junge Mann wirklich nur hierhergekommen um ihren Namen zu erfahren? Und warum nannte er sie Prinzeschen?

 

„Ich heiße Maria“, antwortete sie wahrheitsgemäß und lehnte sich etwas über das Balkongeländer wobei sie ihre Arme verschränkte. „Nicht ‘Prinzeschen‘.“ Der in Leder gekleidete Junge lehnte sich an die Säule die ihren Balkon hielt und grinste zu ihr herauf. Maria fühlte, wie sie leicht errötete und es wurde ihr mit einem mal bewusst, wie leicht bekleidet sie eigentlich war und wie skandalös es war, dass sie mit diesem jungen Mann zusammen war. Sie griff sich an ihren Kragen und hoffte, dass sie dadurch etwas ihre Unschicklichkeit verdecken konnte. Ob der junge Mann das bemerkte oder nicht, zeigte er in keiner Weise.

 

„Was auch immer du sagst, Prinzeschen. Nun, ich muss dich um einen Gefallen bitten-“

 

„Warum sollte ich irgendetwas für dich tun?“, fragte Maria und unterbrach ihn damit. „Du hast mich heute versucht zu entführen!“ Sie war voller Fragen.

 

„Schhh! Sei leiser!“, warnte er und sah panisch umher, um zu sehen ob irgendjemand mitbekommen hatte, dass er da war. Maria vermutete, dass er nicht erlaubt war hier zu sein. Sie biss sich auf die Lippe. „Entschuldige“, flüsterte sie. Der Junge stand weiterhin dort unten und sah zu ihr hinauf. Er war ganz in Leder gehüllt und Federn an seinem Halsband rundeten das Bild vollends ab.

 

„Ähm, na los… frag“, forderte sie ihn mit gerunzelter Stirn auf. „Natürlich, nachdem du mir deinen Namen verraten hast.“ Ihr Besucher verschränkte seine Arme und schürzte seine Lippen.

 

„Wenn ich ihn dir sage, wirst du mir zuhören?“

 

„Ja, ich denke das wäre dann angebracht“, antwortete sie von oben herab.

 

Er nickte zufrieden und besah sich die Säule an der er lehnte etwas genauer. Dickes Efeu rankte sich an ihr empor. Er grinste plötzlich gerissen und begann an den Efeuranken empor zu ihrem Balkon zu klettern.

 

„Mein Name“, er war bereits ein paar Yards vom Boden entfernt, „ist Robin De Noir, Sohn des Coeur De Noir, und“, er war nur wenige Fuß davon entfernt sich über das Geländer des Balkons zu schwingen. Maria wurde erst jetzt richtig gewahr was gerade geschah und sie ging hastig rückwärts, bis sie mit dem Rücken an die Außenwand ihres Zimmers stieß. Eigentlich hatte sie gehofft ihre Balkontüre zu treffen, stattdessen war sie zwei Schritte davon entfernt. Dieser seltsame Robin drang in ihre persönlichen Gemächer ein! Während sie noch zu alledem in ihrem Nachthemd war!

 

„Meine Familie ist seit Generationen verfeindet mit den Merryweathers“, er landete mit diesem letzten Satz auf ihrem Balkon. Seine Knie leicht durchgedrückt und seine Arme ausgestreckt, mit einem frechen grinsen in seinem Gesicht.

 

„Was? Warum… warum bist du… hier?“, fragte Maria und schluckte hart. Sie hatte angenommen sicher hier oben zu sein.

 

„Du“, er ging langsam auf sie zu. Seine Schritte waren so leise wie ein Flüstern, vermutlich war er im Wald öfter jagen und wusste wie man sich anschlich. „hast etwas von mir.“ Er richtete sich vor ihr auf und sah sie herausfordernd an.

 

„Was soll ich haben?“, fragte Maria und fühlte sich der Ohnmacht nahe. Dieser Robin stand vor ihr und das Mondlicht umschien ihn so, dass sie sein Gesicht genau erkennen konnte. „Du, Prinzeschen, hast meinen Hut.“

 

Maria erhob belustigt ihre Augenbrauen und ging einen mutigen Schritt auf den gutaussehenden, gefährlich wirkenden, Jungen zu. „Du kamst zu mir“, setzte sie an und ging einen weiteren Schritt vor, während er inzwischen aufgehört hatte auf sie zuzugehen, „mitten in der Nacht“, sie tat noch einen Schritt, „ein gefürchteter De Noir… der mich heute Morgen entführen wollte“, sie war nun weniger als einen Fuß von ihm entfernt. Maria fühlte wie sie errötete und tat ihr bestes um es zu unterdrücken und endete: „nur um einen dummen Hut zu holen?“

 

Robin grummelte, ein Geräusch so tief, dass Maria es fast nicht hörte, dafür aber umso mehr in ihrer Magengegend spüren konnte. Sie errötete sofort und sie verfluchte ihre Emotionen.

 

„Es ist kein dummer Hut, Maria“, antwortete er, wobei er zum ersten Mal ihren richtigen Namen verwendete und nicht ‘Prinzeschen‘. Sie erzitterte, als ihr Name von seinen Lippen kam. „Es ist MEIN Hut und er bedeutet mir alles.“ Er ging einen großen Schritt auf sie zu, sodass sie sich direkt gegenüber standen. Maria musste nun ihren Kopf ein wenig in den Nacken legen um ihm weiter in seine braunen Augen zu sehen.

 

Er sollte nicht so nahe bei ihr stehen, das erkannte Maria sofort. Aber seine Augen hypnotisierten sie und sie war unfähig sich von ihm zu entfernen. Sie bemerkte wie er tief einatmete und sie fragte sich, ob irgendetwas roch. Sie schnüffelte etwas, ohne ihren Blick von seinen Augen zu wenden und wurde augenblicklich von Robins Leder, frischem Gras und dem Geruch des Waldes der ihn umgab überwältigt. Sie schloss ihre Augen um die Gerüche zu genießen. Plötzlich hörte sie, wie er ihr direkt in ihr Ohr flüsterte: „Darf ich ihn wiederhaben?“

 

Maria riss ihre Augen auf und erkannte, dass sich Robin zu ihr gebeugt hatte und seine Lippen nur wenige Zentimeter von ihrer Wange entfernt waren. Sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut. Ihre Augen weiteten sich. So nah war sie noch nie einem Jungen gewesen. Sie schluckte und trat hastig einen Schritt zurück.

 

„Ja“, antwortete sie nur knapp, nickte dabei und drehte sich hastig um, um in ihr Zimmer zurück zu flüchten. So schnell sie konnte, rannte sie auf die Truhe zu, in der sie den Bowler versteckt hatte. Während sie durch die Truhe wühlte, hörte sie hinter sich ein erstauntes „Whoa!“.

 

Maria drehte sich herum und erkannte, dass Robin ihr ins Zimmer gefolgt war. Sie wollte ihn schon zurechtweisen was er sich dabei dachte, als sie den Blick des Erstaunens auf seinem Gesicht erfasste. Sie konnte es nicht über sich bringen ihn aus seinem Staunen über ihr Zimmer herauszureißen. Er sah einfach zu süß aus.

 

Maria schüttelte ihren Kopf und versuchte damit die Gedanken zu vertreiben. Was würde Miss Heliotrope sagen wenn sie jetzt hereinkommen würde und einen jungen Mann in ihrem Zimmer vorfinden würde? Oder schlimmer noch, was würde ihr Onkel sagen? Aber das würden sie nicht. Maria hatte ihr Zimmer abgeschlossen und niemand konnte ihre Gedanken lesen.

 

Sie hatte den Hut gefunden und ließ sich auf dem Bett nieder, während sie Robin dabei zusah, wie er ihr Zimmer genau musterte. Schließlich wurde ihm wohl bewusst, dass sie bereits aufgehört hatte in der Truhe zu suchen und er räusperte sich. Er sah zur Truhe und stellte fest, dass sie nicht mehr davor kniete. Dann fiel sein Blick auf ihr Bett auf dem sie saß und ihn beobachtete.

 

„Es ist wunderschön, nicht wahr?“, flüsterte Maria fast unhörbar und spielte gedankenverloren mit dem Hut auf ihrem Schoß. Dabei unterbrach sie nicht einmal den Blickkontakt.

 

„Dieser Raum ist für eine wahre Mondprinzessin gemacht“, antwortete er und Maria runzelte die Stirn.

 

„Warum nennst du mich so? Eine Prinzessin? Ich habe kein königliches Blut“, fragte sie.

 

Robin sah sie verblüfft an. „Du weißt es nicht?“

 

Maria rutschte unruhig auf dem Bett hin und her. „Weiß was ich nicht? Vater hat mir ein Buch hinterlassen… es erwähnte etwas von einer Mondprinzessin. Aber ich konnte es nicht beenden… ich habe einfach keine Zeit solche Märchen zu lesen.“

 

Robin ließ sich auf einem Stuhl neben der Balkontüre nieder. Er stöhnte und stütze seinen Kopf in seine Hände. Mit einem Seufzer fuhr er sich durch seine Locken.

 

Maria sah ihm still dabei zu und wunderte sich, was an dieser Geschichte so wichtig war, dass es ihn frustrierte. „Robin?“, fragte sie und stand vom Bett auf, um zu ihm zu gehen. „Was ist los?“, fragte sie und setzte sachte seinen Hut auf seinen Kopf. Robin sah dankbar auf und zog dann seine Augenbrauen zusammen.

 

„Ich kann nicht glauben, dass du die Chronik unserer Familien nicht kennst, Maria.“ Da war ihr Name schon wieder. Sie fühlte ein Kitzeln, dass ihren Rücken hinauflief und sie schüttelte sich leicht um es abzuschütteln. Dies bemerkte Robin und er grinste selbstgefällig, so als hätte er ein Geheimnis, dass er unbedingt loswerden wollte. Maria biss sich auf die Lippen.

 

„Würdest du sie mir erzählen?“, fragte sie und ließ sich wieder auf der Bettkante nieder. Robin sah sie nur an und schien darüber nachzudenken. „Ich glaube nicht, dass ich das kann. Das würde die Ehre meiner Familie verletzen.“ Er sah sie an und fügte hinzu: „Und außerdem…“, er stand auf und kam zu ihr her, um sich neben ihr auf dem Bett nieder zu lassen, „kannst du vermutlich mehr aus dem Buch lernen als von mir.“

 

Maria versteifte sich unwillkürlich als er ihr wieder so nahe kam, entspannte sich aber schnell wieder und ließ sich nach hinten auf ihr Bett fallen. Sie wusste, dass sie eigentlich nicht so gelöst sein sollte, solange dieser, scheinbar gefährliche, junge Mann in ihrer Nähe war. Sie seufzte auf.

 

„Warum der Seufzer, Prinzeschen?“

 

Maria rollte sich auf die Seite um ihn wieder ansehen zu können. „Nichts macht Sinn! Mein Vater, ein ehrenwerter Mann, stirbt und hinterlässt mir nur ein Kinderbuch, du hast mir heute aus dem Hinterhalt aufgelauert und behandelst mich in der Nacht wie ein Gentleman, mein Onkel ist richtig unheimlich, viele Zimmer in seinem Haus sind verschlossen, mir ist es nicht erlaubt in die Nähe des Waldes zu gehen und mein Zimmer ist praktisch unmöglich! Sieh dir nur die Decke an!“, machte sich Maria Luft. Robin sah nicht an die Decke sondern nach unten, auf seine Hand.

 

Maria spürte, dass ihre Hand nur wenige Zentimeter von der seinen entfernt lag.

 

„Ich sollte dich nicht wie ein Gentleman behandeln. Ich sollte eigentlich nicht einmal hier sein.“

 

„Oh“, stellte Maria enttäuscht fest und Robin redete einfach weiter, so als hätte er das nicht bemerkt.

 

„Tatsache ist“, er sah wieder auf und direkt in ihre blauen Augen, „Vater will, dass ich mich gut ausruhe, damit ich morgen oder übermorgen wieder versuchen kann, dich diesmal erfolgreich zu fangen.“

 

Maria richtete sich sofort auf und schnappte erschrocken nach Luft. Sie wollte sofort weg von ihm, als er „Nein!“ rief und ihre Hand ergriff. „Ich will dir nicht wehtun oder dir Angst machen oder so etwas. Nicht seit ich dich kennen lernen durfte“, erklärte er und Maria hielt inne.

 

„Warum?“, flüsterte sie. „Warum erzählst du mir das?“

 

Robin stand auf und zog sie, da er sie immer noch an der Hand hielt, mit sich raus zum Balkon. Maria protestierte nicht sondern folgte ihm bereitwillig. Sie wusste, das war entweder richtig gut, oder richtig schlecht. Es waren gerade einmal 20 Minuten vergangen und sie begann bereits ihm zu vertrauen. Sie konnte sich ihre Gefühle diesem fremden Jungen gegenüber nicht erklären. Sie fühlte sich von ihm angezogen, wie noch von niemandem vorher. „Ich will, dass du weißt dass, was auch immer mit dir oder dem Mondland-Tal geschieht, nicht meine Schuld ist”, erklärte er und drehte sich wieder zu ihr um, als sie den Balkon erreicht hatten.

 

„Was meinst du damit?“, fragte sie neugierig.

 

„Ließ dein Buch, Prinzeschen. Das sollte dir alles erklären können“, sagte er und lehnte sich etwas zu ihr her, sodass sein Federhalsband ihre Nase kitzelte. Dann schien er sich anders zu entscheiden, ließ ihre Hand los und ging zum Geländer. „Ich muss gehen, bevor ich vermisst werde.“

 

Maria hatte das Gefühl, dass er eigentlich etwas ganz anderes vorgehabt hatte, als er sich zu ihr gelehnt hatte. Ohne darüber nachzudenken, bat sie ihn: „Geh noch nicht… du bist mein erster…“ wie sollte sie ihn nennen? „… Freund hier.“

 

Robin wandte sich ihr mit geweiteten Augen wieder zu. War er schockiert? Oder erfreut?

 

„Ich muss. Aber danke für den Hut”, erklärte er und tippte sich mit seinem Zeigefinger an die Krempe seines Bowlers.

 

„Werde ich dich wiedersehen, Robin De Noir?“, fragte Maria mit einem flehenden Unterton, den sie einfach nicht verbergen konnte. Er gluckste leicht und seine Augen wanderten zu ihren Lippen.

 

„Ich denke schon. Ich habe dich ja noch nicht entführt.”

 

Maria biss ihre Lippen fest zusammen. Das war nicht witzig.

 

Da sie darauf nichts antwortete, schwang er sich über das Geländer um wieder hinunter zu klettern.

 

Maria rannte noch einmal zu ihm her, sodass sie nun wieder direkt gegenüber standen. Er auf der Außenseite des Geländers, bereit zum Klettern und sie auf der Innenseite.

 

„Gute Nacht, Robin“, sagte Maria, ergriff seinen Hut und warf ihn mit einer eleganten Bewegung in den Garten unter ihrem Balkon.

 

Robin war überrascht und konnte nichts weiter tun, außer seinem Hut hinterherzusehen wie er langsam nach unten segelte. Als er sich ihr wieder zuwandte um ihr wütend etwas zu entgegnen, war Maria bereits in ihrem Zimmer verschwunden und hatte die Balkontüre geschlossen. Bevor sie den Vorhang zuzog, streckte sie noch ein letztes Mal ihre Zunge zu ihm heraus.

 

Verblüfft sah er zu, wie ihre Silhouette hinter dem Vorhang verschwand, bevor er flüsterte: „Gute Nacht, mein Prinzeschen.“

*** Flashback ende***

 

Mit einem leichten kichern dachte Maria daran, wie wenig sich die Dinge verändert hatten. Er kam immer noch an der Efeuranke emporgeklettert, obwohl sie ihm bereits den Geheimgang gezeigt hatte, den Loveday früher immer benutze. Er nannte sie immer noch Prinzeschen (er war der einzige der sie so nannte und dem sie es durchgehen lies) und er war vor allem immer noch so mysteriös wie am ersten Tag. Obwohl sie miteinander viel Zeit verbrachten, schaffte Robin es noch immer, ihr diesen Schauer über den Rücken zu jagen.

Mit einem versonnen Lächeln auf den Lippen kehrten ihre Gedanken wieder in die Gegenwart zurück.

Heute Nacht würde sie endlich eine Frau werden.

Sie hatte vor zwei Monaten bereits ihren 16. Geburtstag gefeiert. An diesem Abend hatte Robin sich sogar (vermutlich mit Lovedays Hilfe) elegant angezogen. In schwarz zwar, aber dennoch elegant und ohne seinen geliebten Hut. Nachdem sie das erste Mal zusammen getanzt hatten, hatte er sie in den Garten und weg vom Fest geführt um ihr dann seine Liebe zu gestehen. Maria war außer sich vor Freude, hatte sie doch schon so lange tiefe Gefühle für ihren ‘Freund‘. Sie hatten sich geküsst und einander noch lange in die Augen gesehen.

Aber das war es auch schon.

Seit zwei Monaten war es das.

Natürlich unternahmen sie immer noch fast jeden Tag etwas zusammen, streiften durch den Wald, ritten aus, lernten voneinander und machten gerne auch einmal nur Blödsinn oder genossen den Tag. Ab und zu küssten sie sich auch und jeden Abend wenn Robin wieder ging, gab er ihr einen Kuss auf die Wange, aber mehr war da nicht.

Maria war am Anfang noch zufrieden wie sich die Dinge entwickelten.

Aber sie erinnerte sich noch sehr gut an das erste Mal, als sie die fehlende Entschlossenheit von seiner Seite aus frustriert hatte.

 

***Flashback***

 

Zwei Wochen nach ihrem Geburtstag waren Maria und Robin zu einem Wasserfall mitten im Wald geritten. Maria hatte sich sofort auf den Knien am Ufer niedergelassen und strich mit der Hand durch das Wasser. Da die Bäume des Waldes sehr nahe an das Ufer reichten, warfen sie tiefe Schatten auf den See, wodurch er trotz des herrlichen Sommertages kühl war.

 

„Oh, es ist ganz kalt!“, stellte Maria fest und ließ aber ihre Hand weiter durch das klare Wasser wandern. Hinter ihr hörte sie Robin leise kichern. Mit einem Blick über die Schultern erkannte sie, wie er an einen der Bäume lehnte und sie hämisch ansah.

 

„Das ist aber eine Überraschung“, stellte er sarkastisch fest.

 

Maria machte einen Schmollmund und machte eine rasche Bewegung im Wasser, sodass das kühle Nass in Robins Richtung spritzte. Es war etwas mehr Wasser als sie eigentlich beabsichtigt hatte.

 

Robin wurde von einem riesigen schwall Wasser erwischt, der ihn völlig unvorbereitet traf. Die Kälte des Wassers erwischte ihn auf falschem Fuß und ließ einen eisigen Schauer seinen Rücken runterjagen. Er japste auf und versteifte sich.

 

Maria lachte über seinen Anblick und erfasste augenblicklich, dass sie um ihr Leben rennen musste. Sie sprang auf und rannte jauchzend von Robin weg, während er im selben Moment hinter ihr her zu hechten begann.

 

Mit gerafftem Kleid sprang Maria über Stock und Stein, war sie doch seit Monaten fast jeden Tag im Wald und hatte gelernt aufzupassen wohin sie trat. Trotzdem erkannte sie mit Enttäuschung, dass Robin immer noch viel schneller war als sie und er stetig aufholte. Kaum war sie am Waldrand angelangt, machte er einen Satz und riss sie zu Boden.

 

Obwohl er sich zwischen den Boden und Maria gedreht hatte um sie vor Schaden zu bewahren, hatten sie beide so viel Schwung, dass sie aus dem Wald herausrollten und den leichten Abhang zur Wiese hinunterpurzelten. Robin hatte Maria fest umschlungen, trotzdem wurde ihr bei der raschen Umdrehung etwas schlecht. Trotzdem konnte sie nicht anders als weiterlachen.

 

Schließlich kamen sie beide mitten auf der Wiese zum Halten. Maria lag mit dem Rücken auf Robin und sah um Luft ringend in den blauen Himmel über ihr. Robin war anscheinend erschöpft, denn er ließ seine Arme, die er vor ihrem Bauch verschränkt hatte, mit einem ächzen ausgestreckt in die Wiese fallen.

 

Maria rollte seitwärts von ihm herunter um ihm Platz zum Atmen zu geben. Dabei kam sie jedoch nah an seine Seite um ihm in sein Gesicht sehen zu können. Er hatte die Augen geschlossen und sein verzerrter Mundwinkel zeigte, dass er schmerzen hatte. Seinen Hut hatte er verloren als sie durch die Wiese gekullert waren, sodass nun seine Locken wild und ungezähmt um seinen Kopf ins Gras fielen.

 

„Alles in Ordnung Robin?“, fragte Maria besorgt.

 

Er öffnete seine Augen und blinzelte wegen des hellen Lichts, dann sah er sie mit einem schiefen lächeln an. „Alles gut, nur mein Rücken hat irgendeine Wurzel überrollt“, erklärte er mit zusammengebissenen Zähnen und fuhr sich mit seiner rechten Hand unter seinen Rücken. „Nicht weiter schlimm.“

 

Maria lächelte froh und verschränkte ihre Arme auf seiner Brust, während sie ihren Kopf darauf ablegte um ihm tief in seine Augen zu sehen.

 

Robin lächelte nur zurück.

 

Nach ein paar Minuten der Stille, stellte Maria belustigt fest: „Du hast deinen Hut verloren.“

 

Robin zog seine Hand unter seinem Rücken wieder hervor und tatschte sich auf den Kopf. Nur um festzustellen, dass er wirklich seinen Hut verloren hatte. Er richtete sich etwas auf (soweit er es konnte mit Maria auf seiner Brust) und sah sich suchend um.

 

Nicht weit vom Waldrand entfernt, lag sein Bowler seitlich im Gras und wartete auf seinen Besitzer.

 

Erschöpft ließ sich Robin wieder in das Gras fallen.

 

„Das passiert mir ständig, seit ich dich kenne“, murmelte er und grinste fies. „Vielleicht ist das ein Zeichen?“

 

Maria schmunzelte und erklärte Keck: „Ja, dafür dass du eine Glatze bekommen und dann wirklich einen Hut brauchen wirst. Solange solltest du deine Haare genießen und keinen Hut tragen.“

 

Robin riss empört den Mund auf und Maria kicherte.

 

„Du Hexe!“, rief er in gespieltem Empören und begann Maria zu kitzeln.

 

Sie rollte sich augenblicklich wieder von ihm weg, aber Robin kam ihr sofort hinterher. Schließlich lag Maria auf dem Rücken und versuchte Robin, der seitlich auf ihr lag, abzuwehren. Da sie dies bisher mit Erfolg schaffte, ergriff er ihre Handgelenke und schwang sich auf sie. Maria hatte die ganze Zeit gelacht, aber als er ihre Handgelenke über ihrem Kopf auf dem Boden festhielt und sich zu ihr heruntergebeugt hatte, stoppte sie mit lachen.

 

Überrascht und erschöpft vom Lachen, sah sie ihn erwartungsvoll an.

 

Robin hatte ebenfalls gelacht, aber nun umspielte seine Lippen ein siegreiches Schmunzeln. Mit festem Blick sah er ihr in ihre blauen Augen und senkte seinen Kopf herab um ihre Lippen mit den seinen zu verschmelzen. Während er sie zuerst ganz sachte küsste, so wie er es immer tat, begannen seine Lippen langsam über ihre Wange zu ihrem Kinn zu wandern und ganz langsam über ihren Hals zu ihrer Halsbeuge. Als seine Lippen ihr Schlüsselbein erreichten, entrang Maria ein wohliger Seufzer und er presste sich darauf sehnsüchtig an sie.

 

Robin spürte das Verlangen in sich aufbranden und er vergrub sein Gesicht mit einem Stöhnen in ihrer Halsbeuge, bevor er sich abrupt aufrichtete, ihre Handgelenke losließ und aufstand.

 

„Ich hole meinen Hut und dann bring ich dich nach Hause“, antwortete er plötzlich nüchtern und wandte sich in Richtung seines Huts um.

 

Maria sah ihn vollkommen verwirrt an.

 

Sie hatte ihre Augen geschlossen gehabt und dachte, sie würde gleich von innen verbrennen als sie seinen Körper so dicht an dem ihren spürte. Doch nun fühlte sie sich, als hätte er gerade kaltes Wasser über sie geleert.

 

„Was…?“, wollte sie gerade fragen, als ihre Stimme ihr den Dienst versagte. Stumm sah sie Robin hinterher, wie er ungerührt und ohne Hast zu seinem Hut ging und ihn aufhob. Während er über den schwarzen Filz strich, um ihn von Käfern oder Grashalmen zu befreien, stand Maria mit wackligen Füßen auf.

 

Ohne ein Wort zu sagen, machten sich beide nebeneinander auf den Weg zurück zu ihrem Zuhause, wo er ihr einen Kuss auf die Wange hauchte und wieder im Wald verschwand.

***Flashback ende***

 

Seitdem war nichts mehr zwischen ihnen geschehen.

Obwohl Maria versucht hatte mit Robin darüber zu reden oder ihm bei einem Kuss näher zu kommen, reagierte er nicht darauf. Im Gegenteil. Wenn sie darüber sprach, gab er keine Antwort und wenn sie näher zu ihm herkam wenn er sie küsste, trat er von ihr weg oder unterbrach sogar den Kuss.

Darum hatte Maria ihn gebeten eine Nacht bei ihr zu verbringen.

Es hatte lange gebraucht, bis er sich bereit erklärte die Nacht über bei ihr zu verbringen und dann hatte er erst einmal nur auf dem Boden geschlafen. Schließlich hatte sie ihn soweit, dass er bei ihr im Bett schlief. Sie unter der Bettdecke, er auf der Bettdecke.

Damit war Maria auch vorerst zufrieden.

Aber da sich in dieser Hinsicht auch nicht mehr viel änderte, musste Maria zu anderen Mitteln greifen.

Deshalb hatte sie das Nachthemd gekauft.

Sie war konservativ erzogen worden. Das hieß, dass sie zwar intim werden konnte, aber nur wenn die Initiative von ihrem Gegenüber ausging. Nicht von ihr. Es war nicht sehr Ladylike wenn sie Robin um den Hals fiel und den ersten Schritt wagte. Das musste er tun. Aber da er es nicht wagte (aus welchen Gründen auch immer), musste sie ihm irgendeinen Anreiz dafür geben etwas zu tun.

Vielleicht dachte er, dass sie noch zu jung war? Immerhin war er bereits 23 Jahre alt geworden oder er dachte vielleicht, dass sie nicht wollte? Da sie niemals die Initiative ergriff? Egal was es war, dieses Nachthemd würde beiden Gründen eine Antwort geben.

Ja, sie war bereit und ja, sie wollte es auch. Sie wollte ihn mehr als alles andere.

Marias Aufmerksamkeit wurde von einer Bewegung in den Schatten unter ihr in Anspruch genommen.

„Guten Abend, Prinzeschen“, kam die geliebte Stimme ihres Robin aus dem Garten. Maria ließ die Bürste sinken und lehnte sich über den Balkon.

„Guten Abend, Robin“, antwortete Maria fröhlich und lächelte ihren Liebsten an. Dieser kam mit einem breiten Grinsen über den Rasen und ging auf die Säule zu, an der er immer hochkletterte. Auch sein Äußeres hatte sich nicht verändert. Er trug noch immer sein Lederoutfit mit dem Federhalsband, seinem roten Schal und seinem Bowler.

Kaum war er oben angekommen, da legte er seine Hand an ihre Wange und platzierte einen Kuss auf ihren Lippen, bevor er sich endgültig über das Geländer auf den Balkon schwang.

„Ich habe dich vermisst“, hauchte er und lächelte sie frech von oben herab an. Maria hatte ihren Kopf in den Nacken gelegt und schmunzelte. Sie war in den letzten Monaten nur wenige Zentimeter gewachsen und war trotzdem noch ein Kopf kleiner als er. Immerhin kitzelten sie die Federn nun nicht mehr an der Nase, sondern an ihrem Kinn.

„Ich dich auch“, gestand sie. Heute war einer der wenigen Tage gewesen, an denen sie die eine Hälfte des Tages mit Unterricht verbracht hatte und er die andere Hälfte des Tages mit einem langen Ausritt mit seinem Vater. Vermutlich war es ein Jagdausritt gewesen.

Während sie ins Zimmer gingen, fragte Maria neugierig: „Und wie war der Ausritt?“ Robin hielt an und schien sich an etwas zu erinnern, als er seinen Hut abnahm. „Er war ganz gut. Ich hab etwas für dich“, erklärte er und nestelte an dem Band, das in seinem Hut eingenäht war. Dort klemmte er manchmal kleinere Dinge ein, die er so mit sich herumtragen konnte. Maria sah ihm neugierig dabei zu.

Schließlich schaffte er es, das Etwas herauszufischen und versteckte es in seiner Faust, während er mit der anderen Hand seinen Hut wieder aufsetzte.

„Was ist es denn?“, fragte Maria nun ungeduldig und wippte sogar neugierig mit den Füßen.

„Nur nicht so zappelig, Prinzeschen“, zog er sie auf und machte es noch spannender als er ihr die Faust entgegenstreckte.

Maria beugte sich nach vorne und kam mit ihrer Nase nahe an die Faust heran. Langsam öffnete Robin seine Faust und genoss es, ihr dabei zuzusehen wie sie gespannt auf seine Handfläche sah.

Dort lag ein runder, flacher Stein.

Aber nicht der Stein war das außergewöhnliche, sondern die Farbe in der glänzte.

Er glänzte in jeder Farbe die der Regenbogen besaß, die es in der Welt gab und die Maria jemals in ihrem Leben gesehen hatte. Man hatte sogar den Eindruck als leuchte er ein wenig in dem spärlich beleuchteten Zimmer.

Maria schnappte nach Luft. „Ist der wirklich für mich?“, fragte sie ungläubig und streckte ihre Finger nach dem Stein aus.

Robin jedoch, verschloss seine Hand sofort wieder und zog seine Faust zu sich her. „Nein, der ist für meine andere Freundin“, stellte er nüchtern fest. Mit einem Schmollmund richtete sie sich wieder auf und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Na gut, dann geh eben zu deiner ANDEREN Freundin“, erklärte sie trotzig und drehte sich von ihm weg in Richtung Bett. Sie wusste genau, dass er sich nur wieder einen Scherz erlaubte, aber diesmal war sie nicht aufgelegt Spielchen zu spielen. Robins Gesicht entgleiste.

Hatte er sie gerade noch überheblich angesehen, war er jetzt völlig überrumpelt darüber dass sie nicht auf seinen Witz eingestiegen war. Hastig umschlang er sie von hinten und zog sie wieder zu sich her. Leise flüsterte er ihr ins Ohr: „Das war doch nur ein Witz.“ Er öffnete seine Faust vor ihr und hielt ihr den Stein hin. „Natürlich ist er für dich, mein Prinzeschen.“

Maria lächelte und nahm den Stein an sich. Während er sie wieder losließ um sie zu umrunden, bestaunte sie den Stein noch etwas genauer. Er war atemberaubend schön. „Vielen Dank“, flüsterte Maria leise und schloss den Stein in ihrer Hand ein und hielt ihn sich ans Herz gedrückt. Dann wandte sie sich der Truhe zu, in der sie eine Schachtel mit Lieblingsdingen aufbewahrte. Dort legte sie den Stein sachte hinein, verschloss die Schachtel und versteckte sie wieder in der Truhe.

„Ich werde den Stein immer in Ehren halten“, erklärte sie und drehte sich wieder Robin zu. Dieser hatte sie beobachtet und ihre Augen trafen sich. Maria konnte nicht anders als an ihren Plan für diese Nacht denken und wurde sofort rot. Mit gesengtem Blick, ging sie wieder zu ihm in der Hoffnung, dass er nicht bemerkt hatte was in ihr vorging.

„Maria, du wirst rot“, stellte er fest und legte seine Hand auf ihre Wange, damit er mit dem Daumen über ihre Röte streichen konnte.

„Es ist sehr warm hier, das ist alles“, log sie und sah auf ihre Füße hinab.

„Du bist ein schrecklich, schlechter Lügner und das weißt du genau. Sag die Wahrheit“, forderte er sie liebevoll auf und legte seinen Zeigefinger unter ihr Kinn um ihr Gesicht anzuheben.

„Ich denke nur nach“, kam die lahme Antwort von Maria und sie versuchte krampfhaft überall hinzusehen, nur nicht in seine braunen, wunderschönen Augen. Sobald sie in seine hypnotischen Augen sehen würde, würde sie ihm alles verraten und dann würde sie sicherlich nicht mehr ihr Ziel erreichen können. Aber sie wusste auch, dass sie ehrlich zu ihm sein musste, denn sonst war er sich sicher dass sie etwas vor ihm verbarg und würde vorsichtiger sein.

„Über was hast du nachgedacht?“, fragte er neugierig, während er eine der roten Locken aus ihrem Gesicht strich.

„Über dich“, kam die ehrliche Antwort von Maria, auch wenn es nicht die ganze Wahrheit war.

„Deswegen musst du doch nicht gleich rot werden“, erklärte er mit einem leichten grinsen. Er küsste sie sachte auf ihre Wange, bevor er noch hinzufügte: „Ich denke die ganze Zeit über dich nach, Prinzeschen.“

Maria entspannte sich und sah ihm in die Augen. „Wirklich?“, fragte sie erfreut.

„Natürlich!“, antwortete er sofort und fügte noch hinzu: „Weil ich dich liebe.“

Maria fühlte wie ihr ganzer Körper in Flammen stand und brachte leise ein „Ich liebe dich auch“, heraus. Robin lies ihr Kinn nicht einmal los und überbrückte die kurze Distanz mit seinen Lippen.

Zum ersten Mal spürte Maria, wie er seine Zunge herausstreckte und ihre Lippen entlangfuhr. Sofort wusste sie, dass er um Einlass bat und daher ließ sie ihn bereitwillig ein. Leidenschaft packte sie und sandte wohlige Schauer ihren Rücken rauf und runter, während sie ihre Hände auf seiner Brust ruhen ließ. Langsam ging sie ein paar Schritte rückwärts und zog Robin damit automatisch mit sich, bis sie gegen das Bett stieß. Sie fiel auf die Matratze und zog Robin mit, sodass er nun auf ihr lag. Während Robin noch viel zu überrascht war, zog ihm Maria seine Lederjacke, sein Federhalsband und seinen Schal aus.

„Was tust du da?“, fragte er plötzlich und lehnte zögernd etwas von ihr weg.

„Ich mache dich nur Bettfertig“, kam die Antwort von Maria. Es war keine Lüge, denn er hatte diese Sachen bisher immer ausgezogen wenn er neben ihr im Bett schlief, aber es war auch nicht die volle Wahrheit. Zufrieden mit der Antwort, rollte er sich dennoch von ihr herunter.

Maria reagierte sofort und rollte sich nun ihrerseits auf ihn, sodass sie mit ihren, auf seiner Brust verschränkten Armen, auf ihm lag und ihm in sein Gesicht lächelte.

„Maria.“ Robin sagte ihren Namen eindeutig als eine Warnung.

„Ja, Robin?“, fragte sie frech und nahm ihn nicht weiter ernst. Sie griff sogar nach seinem Bowler und setzte ihn sich selbst auf den Kopf. Sie hatte das noch nie aus eigenen Stücken getan. Obwohl sie seinen Hut schon einmal getragen hatte, aber damals hatte er ihr den Hut selbst aufgesetzt.

„Hat dir Miss Heliotrope nicht beigebracht, dass stehlen niemals eine gute Idee ist?“, züchtigte er sie und griff nach dem Hut, um ihn auf seinen rechtmäßigen Platz zurückzusetzen.

„Ja schon, aber er sieht so viel besser an mir aus“, stellte Maria neckend fest und schnappten den Hut wieder zurück, um ihn einmal mehr auf ihren Haaren abzusetzen.

„Alles sieht besser an dir aus, du wundervolle Kreatur“, seufzte er und gab es auf seinen Hut zurückzuholen. Maria ließ ihren Kopf siegessicher auf ihren verschränkten Armen nieder und lauschte dem steten Herzschlag in seiner Brust. Irgendwann begann sie auf seiner nackten Haut, die durch den langen V-Ausschnitt seines schwarzen Hemdes zu sehen war, mit dem Zeigefinger Kreise zu zeichnen. Dabei kam sie nicht umhin zu bemerken, dass sein Herzschlag sich leicht beschleunigte. Irgendwann erkannte sie, dass er die Bewegungen die sie machte, auf ihrem Rücken mit seinem Zeigefinger spiegelte. Maria lächelte ihn an und rutschte von ihm herunter, um sich neben ihn zu legen. Mit dem Ellbogen stemmte sie sich vom Bett hoch. Robin drehte sich ihr ebenfalls zu, sodass sie sich nun gegenüberlagen. Einige Minuten verstrichen, in den keiner der beiden irgendetwas tat.

Sie sahen sich nur in die Augen und versanken in denen des anderen.

Schließlich, als Maria das Gefühl hatte, dass es nicht mehr genug war, lehnte sie sich etwas zu ihm her. Sie wollte ihn küssen, aber er kam ihr zuvor. Wieder war er es, der seine Lippen auf die ihren legte. Aber diesmal ließ er einen Spalt offen und wartete, dass Maria seine Einladung annahm. Maria folgte artig und erkundete seine Mundhöhle mit ihrer Zunge.

Es war etwas völlig neues für sie, Robin auf diese Weise zu küssen und sie genoss jede Sekunde davon. Scheinbar stand ihr Vorhaben unter einem guten Stern.

Irgendwann mussten sie sich trennen, um wieder nach Luft schnappen zu können. Maria rollte sich auf den Rücken neben Robin und stellte zufrieden fest, dass er ebenso schwer atmete, wie sie.

Das war der Zeitpunkt, in dem sie beschloss ihr neues Nachthemd zu enthüllen. Sie richtete sich auf, löste den Knoten des Umhangs der ihr Nachthemd verhüllte, streifte den Umhang ab und lies auch den Hut sachte zu Boden gleiten. Dann drehte sie sich wieder Robin zu, der noch immer neben ihr lag und sie dabei beobachtet hatte. Als sie ihn sah, hatte sie gehofft zu sehen wie er sie bewundernd ansehen würde, aber statt dessen sah sie eine Reaktion, mit der sie nicht gerechnet hatte.

Er lag immer noch auf der Seite, aber er hatte seine Stirn in seiner Hand vergraben und seine Augen waren geschlossen. Fast so, als hätte er plötzlich Kopfweh.

„Robin, ist alles in Ordnung?“, fragte Maria besorgt und verstand seine Erschütterung nicht.

„Ob alles in Ordnung ist?“, lachte er kurz auf und machte sie nach. „Maria, was zum Teufel trägst du da?“, fragte er sich aufrichtend und schwang seine Beine aus dem Bett. Mit einem gequälten Gesichtsausdruck sah er sie an.

Maria ihrerseits sah an ihrem Nachthemd hinab.

Als sie es gekauft hatte, das letzte Mal als sie in London gewesen war, hatte sogar Miss Heliotrope gemeint, dass sie inzwischen alt genug für diese Gewänder sei. Dieses Nachthemd hatte sie ausgesucht mit dem Gedanken an Robin. Sie wollte, dass er sie vor allem heute Nacht als Frau sah und nicht mehr als ein Kind.

„Du magst es nicht“, stellte Maria enttäuscht fest.

„Ich mag es nicht?“, wiederholte er ungläubig. „Ich fürchte, ich mag es viel zu sehr und das ist das Problem daran“, murmelte er und vergrub seine Stirn wieder in seinen Händen.

„Warum ist das ein Problem?“, fragte Maria und streckte ihre Hand aus, um seine Schulter zu berühren.

„Habe ich irgendetwas gemacht, dass dich gegen mich aufgebracht hat?“, fragte er und wandte sich ihr wieder zu.

Überrascht zog Maria ihre Hand wieder zurück. „Natürlich nicht! Was bringt dich dazu, so etwas zu fragen?“ Maria war verwirrt über den plötzlichen Themenwechsel.

“Warum reizt du mich dann so?”, fragte er zurück und deutete auf ihr Outfit.

„Dich reizen? Ich dachte, du würdest dieses Gewand mögen. Ich hatte nicht vor etwas Böses damit zu bezwecken“, erklärte Maria und stand vom Bett auf, um sich vor ihm auf die Knie niederzulassen. Sie ergriff seine Wangen und zwang ihn sie anzusehen. Mit einem flehenden Blick wollte sie, dass er ihr alles erklärte.

„Maria, wie soll ich dich wie die Lady behandeln die du bist, wenn du dich so anziehst?“, fragte er im Gegenzug und versuchte krampfhaft nicht tiefer als in ihr Gesicht zu sehen. Maria bemerkte mit einem Stich in der Brust, dass er sie seit einer geraumen Weile nicht mehr Prinzeschen nannte.

„Was meinst du damit?“, fragte sie verständnislos und versuchte ihn anzulächeln.

„Das“, sagte er und ergriff den Stoff an ihrem Oberarm, „ist nichts was eine Frau deines Standes tragen sollte“, erklärte er schimpfend.

Maria kannte Robin lange genug, um zu erkennen, dass er nicht wirklich mit ihr schimpfte. Er versuchte den Schein zu wahren. Was auch immer er war, er war sicher nicht wütend.

„Aber du magst es?“, fragte Maria mit aufkeimender Hoffnung.

„Du kleine Hexe. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen dass du das alles geplant hast“, stellte er anschuldigend fest. Dann, als ihm langsam bewusst wurde, dass er damit vielleicht Recht haben könnte, schnappte er nach Luft. „Maria, sag mir dass du das nicht geplant hast“, forderte er sie auf.

„Ich habe das hier nicht geplant“, antwortete Maria und bezog sich damit vor allem auf seine abweisende Reaktion in den letzten Minuten. Sie wurde wieder rot, als sie daran dachte was sie wirklich geplant hatte.

„Doch, hast du“, stellte er nüchtern fest. „Ich sollte gehen.“ Er stand auf und sammelte seine Sachen ein, die am Bettende auf dem Boden lagen.

„Robin, warte!“, flehte Maria in dem Moment, als er sich seinen Hut wieder aufgesetzt hatte.

„Es wäre keine gute Idee wenn ich bliebe“, meinte er.

Maria sprang auf und schlug den Schal und das Federhalsband aus seiner Hand, bevor er sie sich anziehen konnte. Er ergriff ihr Handgelenk. „Du hast keine Vorstellung davon in was für eine Situation du dich bringst“, versuchte er sie zu warnen. Maria verdrehte ihren Arm, sodass er sie loslassen musste und hob ihre Hand zu seinem Gesicht. Robin zuckte, vielleicht weil er dachte, dass sie ihn schlagen würde, aber Maria strich ihm durch seine Locken, sodass sein Hut wieder zu Boden segelte. Da er einen Kopf größer war, konnte sie ihn nicht küssen, aber ihre Finger in seinen Haaren erreichten, dass er seine Augen schloss und sie küsste. Maria küsste ihn mit aller Macht und so begierig wie sie nur konnte. Schließlich reagierte Robin und ließ die Lederjacke in seiner anderen Hand fallen, um ihren Hinterkopf zu ergreifen und sie näher an sich zu pressen.

Er stöhnte in den Kuss als er seine Zunge in ihren Mund gleiten ließ, um mit der ihren um die Oberhand zu kämpfen. Seine Hände wanderten ihren Nacken entlang nach unten, zu ihren Schultern und dann zu ihrer Hüfte, wo er sie erst einmal auf dem dünnen Stoff ruhen ließ.

Maria ihrerseits stellte mit Genugtuung fest, dass er sich nicht mehr gegen sie wehrte und zog ihm daher mit einer gekonnten Bewegung das schwarze Hemd über seinen Kopf und warf es achtlos auf den Boden zu seinen restlichen Sachen. Erst als ihre Finger den Knopf seiner Lederhose erreichten, wurde Robin gewahr, was sie da tat.

„Maria, was tust du da?“, fragte er und trat einen Schritt von ihr weg. „Warum versuchst du mir die Hose auszuziehen?“

„Willst du sie selbst ausziehen?“, fragte Maria mit einem leicht belustigten Unterton und legte fragend ihren Kopf auf die Seite. So wie es Wrolf immer tat, wenn er um Futter bettelte.

„Maria“, Robin nutzte ihren Namen wieder als eine Warnung. „Was versuchst du hier zu erreichen?“

„Nach was sieht es denn aus?“, fragte Maria und ließ sich mit einem leicht verärgerten Stirnrunzeln auf der Bettkante nieder. Robin setzte sich neben sie und ergriff ihre beiden Handgelenke, um sie dazu zu zwingen wieder in sein Gesicht zu sehen.

Maria ihrerseits war mit ihrem Latein am Ende. Sie wusste nicht, wie sie ihren Plan noch umsetzen konnte.

Sie hatte angenommen, dass Robin sie lieben würde und mit ihr das Bett teilen würde wenn er erst einmal wusste, dass sie es auch wollte. Dass so etwas bei den De Noirs zur Tagesordnung gehörte und das Robin nicht unwissend über diese Dinge war, wusste sie, seit seinem 23. Geburtstag vor vier Monaten. Maria konnte nicht anders und dachte an diesen Tag zurück.

 

***Flashback***

 

Es waren zwei Monde seit der Aufhebung des Fluches vergangen und Maria und Robin hatten begonnen das Land zusammen zu erkunden. Noch waren sie sehr gute Freunde, aus denen vielleicht einmal ein Pärchen werden könnte, aber das war noch lange nicht soweit.

 

Maria wurde von Loveday, inzwischen verheiratet mit Onkel Benjamin, darüber aufgeklärt, dass Robin an diesem Tag 23 Jahre alt wurde. Daher überraschte sie Robin an diesem Tag mit einem neuen, schwarzen Hutband.

 

Auf der Lichtung, auf der sie sich immer trafen, durfte Maria sogar selbst das Band an seinem Hut anbringen. Robin freute sich darüber sehr, war doch sein Hut nicht mehr der neueste und er benötigte schon seit langem ein neues Hutband. Dass Maria so aufmerksam gewesen war und ihm ein neues schenkte, freute ihn umso mehr. Kurzerhand lud er sie zum abendlichen Fest in der Burg der De Noirs ein.

 

Abgesehen von dem einen Mal, als Maria im Kerker der Burg gelandet war, war sie nie wirklich in der Burg gewesen. Zuerst wollte sie nicht teilnehmen, aber dann dachte sie daran wie oft er sie abends immer nach Hause begleitet hatte, trotz der noch immer bestehenden, leichten Feindschaft zwischen ihm und Onkel Benjamin. Daher sagte sie doch zu.

 

Bei der Burg angelangt, zeigte ihr Robin erst einmal die Burg. Diesmal vor allem die Räume im Obergeschoss und die Kerker vermied er dabei mit Absicht.

 

Für Maria war kein großer Unterschied zwischen Kerker und dem Rest der Burg zu erkennen. Es fiel kaum Licht von draußen ein, überall hingen seltsame Geräte, Waffen und Ketten und die lodernden Fackeln an der Wand sorgten für eine unheimliche Stimmung. Sie riss sich jedoch zusammen und blieb immer in der Nähe von Robin.

 

Nach der Führung war das abendliche Festessen angerichtet und sie begaben sich in die große Halle. Obwohl Maria den Fluch aufgehoben hatte und Robins Vater seitdem etwas netter geworden war, hatte Maria noch immer großen Respekt vor ihm. Dieser saß am Kopfende der großen Tafel, während an der Längsseite zu seiner rechten, Robin seinen Platz einnahm. Robin deutete auf den Platz neben ihm und Maria war froh, dass sie nicht direkt neben Robins Vater sitzen musste. Neben ihr saß einer der vielen Männer, die Maria einst verfolgt hatte. Diesmal war dieser aber guter Stimmung. Vermutlich wegen des immensen Konsums von Wein.

 

Während des Essens, gab es derbe Gespräche unter den Männern des Coeurs und Robin nahm freudig daran teil. Die wenigen Frauen am Tisch, die ganz offensichtlich keine Ladys waren, lachten manchmal kokett und schienen sich köstlich zu amüsieren. Maria fühlte sich fehl am Platz und stellte fest, dass die Tischmanieren bei allen Anwesenden zu wünschen übrig ließen. Urplötzlich stand der Mann neben Maria auf und schwenkte sein Glas um auf das Geburtstagskind anzustoßen.

 

„Alles Gute mein Lieber!“, donnerte der Mann in Richtung Robin und schüttete den gesamten Inhalt seines Bechers (wenn auch unabsichtlich) über Maria aus.

 

Maria schnappte erschrocken nach Luft, als sie spürte wie der kalte, klebrige Wein über ihre Haare und ihren Ausschnitt geschüttet wurde. Ihr hellblaues Kleid färbte sich sofort dunkelrot. Robin sah was geschehen war und stand wütend auf, um über Maria hinweg nach dem Kragen des Mannes zu greifen. Obwohl der Mann größer war als Robin, war dieser sichtlich geknickt.

 

„Du Idiot! Pass besser auf verdammt nochmal!“, brüllte Robin und stieß den Mann weg. Dann ergriff er Marias Hand, die versuchte den klebrigen Wein aus ihrem Gesicht zu wischen. „Komm mit“, forderte er sie auf und führte sie aus dem Saal heraus.

 

Abgesehen vom Coeur und dem Mann der nun kleinlaut über seinem nun leeren Becher saß, reagierte keiner auf das Geschehene sondern alle feierten einfach weiter.

 

Robin führte sie in sein Zimmer, welches er ihr kurz vor dem Essen gezeigt hatte und deutete auf eine zerbeulte Metallschüssel. „Das Wasser ist frisch, damit kannst du dich waschen“, erklärte er ihr. Maria trat zu der Schüssel auf der Kommode und sah dann an sich hinab. „Ich fürchte nur, dass das nicht viel bringt. Mein Kleid ist vollkommen ruiniert.“

 

Robin sah das Kleid an und trat an einen Schrank in einer Ecke. „Dann zieh etwas von mir an“, bot er ihr an und holte eine schwarze Lederhose heraus, sowie ein schwarzes Leinenhemd. Maria sah ihn entrüstet an und sagte entschlossen: „Auf gar keinen Fall! Das sind Hosen!“

 

Robin runzelte wütend seine Stirn, schmiss die Sachen auf sein Bett und meinte pampig: „Na gut, dann zieh dein Kleid aus und komm im Unterkleid zum Fest. Das wäre auch nichts Neues für dich.“

 

Maria wollte den Mund öffnen um etwas zu erwidern, aber sie entschied sich um.

 

„Geh raus“, befahl sie ihm und machte sich an den Riemen ihres Kleids zu schaffen.

 

Ohne wiederworte verlies Robin sein Zimmer und wartete draußen.

 

Nachdem sich Maria ihrer Kleider entledigt und notdürftig gewaschen hatte, glitt sie vorsichtig in die Lederhose von Robin. Sie hatte noch nie Hosen getragen. Und vor allem keine Lederhose. Sie war kalt und jagte ihr einen Schauer über den Rücken, aber sie passte überraschenderweise. Auch wenn sie etwas zu lang war. Dann zog sie sich das Hemd an. Dieses war ihr jedoch viel zu groß, war doch Robin um die Schultern breiter als sie. Damit das Hemd nicht ständig herunterrutschte und ihre Brüste entblößte, behalf sie sich mit ihrer Korsage. Diese schnürte sie einfach über dem Hemd zusammen, sodass das Hemd da blieb, wo es war. So rutschte es zwar über ihre Schultern, aber es entblößte nicht mehr von ihrer nackten Haut. Sie stopfte das Hemd nicht in die Hose, wie es Robin immer tat, sondern ließ es heraushängen. Damit sah es schon wieder fast so aus als würde sie ein Kleid tragen. Zu guter Letzt, zog sie sich ihre Schuhe wieder an und öffnete ihren Zopf, damit ihre nassen Haare trocknen konnten. Da Robin keinen Spiegel besaß, konnte Maria nicht sagen wie sie jetzt aussah. Aus diesem Grund achtete sie nur darauf, dass sie nicht irgendwo noch Haut zeigte. Mit dieser Kleidung war sie schon unschicklich genug gekleidet. Miss Heliotrope würde wahrscheinlich in Ohnmacht fallen.

 

Maria öffnete die Zimmertüre und ließ Robin wieder in sein Zimmer herein.

 

„Und? Wie sehe ich aus?“, fragte Maria und breitete ihre Arme aus, um sich einmal vor ihm zu drehen. Robin musterte sie stumm aber mit einem glitzern in den Augen. Als sie vor ihm zum Stehen kam, fielen ihr ein paar ihrer Locken in den Ausschnitt.

 

Robin legte den Kopf schief und fasste sich ans Kinn, so als müsse er etwas überlegen. Dann meinte er: „Etwas fehlt da noch…“

 

Maria sah überrascht und fast ängstlich an sich herab. Hatte sie etwas Wichtiges vergessen? Als sie wieder fragend aufsah, trat er auf sie zu und platzierte seinen Hut auf ihrem Kopf. Mit einem Schritt zurück, musterte er sie noch einmal und lachte dann zufrieden. „Damit ist dein Outfit perfekt.“

 

Maria sah nach oben, so als könne sie den Hut sehen. Dann lächelte sie ihn an.

 

„Komm mit, das richtige Fest beginnt erst noch“, stellte Robin fest, ergriff wieder ihre Hand und verlies sein Zimmer mit ihr.

 

Nach dem Abendessen hatten sich alle um ein großes Feuer versammelt. Ein paar Musiker begannen Musik zu machen und ein paar tanzten dazu.

 

Im Verlauf des Abends stellte Maria mehrere Dinge fest.

 

Zum einen, dass die Tänze hier nicht wie die Tänze waren, die ihr beigebracht wurden. Im Gegenteil, sie entboten aller Regeln und waren nur ein wildes umeinander herumhüpfen. Es gab keine Regeln, keine Schrittfolgen und auch keinen Tanzpartner. Das hieß, einige tanzten alleine, andere tanzten zu dritt oder zu mehrt und sie und Robin tanzen zu zweit umeinander herum. Maria folgte einfach der Musik, die ebenfalls keine Regeln zu haben schien.

 

Zum zweiten stellte Maria fest, dass ihr neues Outfit von den jüngeren Männern in Robins alter wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde und von einigen Frauen eher mit Abneigung. Warum auch immer, denn Maria zeigte bei weitem nicht so viel Haut wie die anderen Frauen im Saal.

 

Und zum dritten stellte Maria irgendwann mit aufkeimender Gewissheit und Ekel fest, dass es das eine oder andere Paar im Saal gab, das sich in eine Ecke zurückgezogen und heftig zu stöhnen begonnen hatte. Maria mochte noch unerfahren mit ihren (damals) 15 Jahren sein, aber sie war nicht unwissend.

 

Vor allem, dass sich niemand anders im Saal darum scherte, Robin eingeschlossen, machte ihr schwer zu schaffen. So etwas tat man nicht! Und vor allem nicht in der Öffentlichkeit!

 

Irgendwann konnte sie nicht mehr anders und ihr wurde schlecht.

 

„Robin, ich brauche frische Luft“, bat sie und ergriff flehend seine Hand.

 

Dieser sah sie überrascht an, nickte jedoch und führte sie aus dem Saal durch einen Gang, der nach draußen führte. Dort stellte Maria mit Schrecken fest, dass sie an einem Paar direkt vorbeimussten, die sich an eine Wand gelehnt miteinander beschäftigten. Robin ging ungerührt vorbei und rief noch stichelnd: „Nehmt euch ein Zimmer!“

 

Der Mann ließ von der Frau ab und rief den beiden jüngeren zu: „Du musst grad reden!“

 

Robin lachte nur und führte Maria hinaus ins Freie.

 

Dort angelangt, ließ sie seine Hand augenblicklich los und rannte ein paar Schritte auf eine niedrige Steinmauer zu. Dort stürzte sie sich ab und atmete schwer.

 

„Alles okay?“, fragte Robin besorgt, als er hinter ihr herkam.

 

„Ob alles okay ist?“, fragte Maria aufgebracht und deutete mit einem zittrigen Finger zurück zum Saal. „Das war ja ekelerregend!“

 

Robin sah sie verwirrt an.

 

Maria sah seine Konfusion und meinte: „Diese… Orgie?!“, so als müsse sie ihn daran erinnern was im Saal geschehen war. Robin erkannte nun endlich, wo ihr Problem lag und legte verstehend seinen Kopf in den Nacken. „Ah, mir dämmert es“, er verschränkte seine Arme vor seiner Brust und lehnte sich neckisch zu ihr vor. „Das ist das Prinzeschen wohl nicht gewohnt, was?“

 

Maria richtete sich aufgeregt auf und funkelte ihn an.

 

„Natürlich nicht! So etwas ist doch kein gebaren! Wie die Tiere -“

 

Robin ließ sofort seine Arme sinken und unterbrach sie barsch. „Sag bloß nichts falsches über meine Familie!“, warnte er sie drohend.

 

Maria sah ihn überrascht an und schloss ihren Mund wieder.

 

Robin erkannte, dass er sie angefahren hatte und entspannte sich etwas. „Das ist doch das normalste von der Welt. Was soll daran bitte so eklig sein?“, begann er etwas ruhiger. Dann kam ihm ein Gedanke und er lehnte sich etwas zu ihr herunter, sodass sich ihre Nasen fast trafen. „Oder bist du zu jung um zu verstehen, weil du noch unerfahren bist?“, neckte er sie fast tonlos.

 

Einmal mehr umhüllte Maria den Geruch der von Robin ausging und obwohl sie innerlich kochte vor Wut, spürte sie, wie seine Nähe ihr einen Schauer nach dem anderen bescherte. Zum einen hatte er sie gerade herabgestuft, indem er ihren immensen Altersunterschied betonte und zum anderen hatte er ihr damit unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er nicht unerfahren war.

 

Maria schluckte hart und unterbrach den Blickkontakt.

 

Das war zu viel für sie.

 

„Ich will nach Hause. Bring mich heim Robin“, bat sie erschöpft und blickte nicht mehr auf. Robin fühlte, dass etwas entsetzlich falsch gelaufen war, daher versuchte er sie gar nicht erst zu überreden länger zu bleiben. Er griff nach ihrer Hand, die sie aber sofort wieder von ihm wegzog. Ohne etwas zu sagen, geleitete er sie traurig nach Hause, bis sie kurz vor der Türe angelangt waren.

 

Wortlos nahm Maria den Bowler von ihrem Kopf und reichte ihn Robin. Sie sah ihn auch dabei nicht an sondern wandte sich einfach der Türe zu.

 

Hinter ihr hörte sie, wie Robin leise aber für sie hörbar flüsterte: „Es tut mir leid.“

 

Sie schluckte und schloss ihre Augen, dann verschloss sie die Türe und ließ einen geknickten Robin draußen zurück.

 

Ein paar Tage später trafen sich die beiden wieder auf der Lichtung und sie kamen wortlos überein, nie wieder ein Wort über seinen Geburtstag zu verlieren.

***Flashback ende***

 

Langsam kam ihr der Gedanke, dass Robin sie vielleicht nicht lieben könnte wie eine Frau, weil er sie einfach noch immer nicht als Frau betrachtete. Dass er sie noch immer als das unerfahrene Kind sah, das sie nicht mehr sein wollte.

„Du willst mich nicht, ist es nicht das?“, fragte Maria leise und befreite sich langsam aus seinem Griff, damit sie ihre Hände in ihrem Schoß verschränken konnte.

„Du machst wohl Witze!“, rief Robin entrüstet und schüttelte seinen Kopf so, dass seine ungezähmten Locken herumwirbelten. Er ergriff mit beiden Händen ihren Kopf und drehte sie wieder zu sich, damit sie ihm in seine Augen sehen musste.

„Du, Maria, bist die Einzige die ich will. Die Einzige ich brauche. Die Einzige die ich liebe“, sagte er langsam und bekräftigend. Mit seinen Daumen streichelte er ihr über ihre Wangen.

Maria freute sich das zu hören, aber sie hatte das schon oft von ihm gehört. Sie wollte endlich einen Beweis. „Wenn das wahr ist, dann nimm mich“, sagte sie flehend und legte eine Hand auf seine.

„Du bist eine Lady“, gluckste er und küsste ihre Stirn liebevoll.

„Das möchte ich nicht sein“, erwiderte sie mit einem leichten Zittern in ihrer Stimme, das Robin daran zweifeln ließ, dass sie es ernst meinte.

„Sei nicht lächerlich“, schimpfte Robin einmal mehr in dieser Nacht.

Maria entglitt seinen Händen und legte sich auf das Bett. Mit einem bittenden Blick in seine braunen Augen, die ihr gefolgt waren, wiederholte sie: „Nimm mich, ich gehöre nur dir.“

Robin sah sie nur an. Sie spürte seinen Kampf. Wie konnte er nur wiederstehen, wenn sie ihn so sehr drängte? Er würde lügen, wenn er sagen würde, dass er daran nicht schon einmal gedacht hatte. Natürlich wollte er sie und es wäre ein leichtes für ihn, sie sich einfach zu nehmen, wie er andere Mädchen vor ihr genommen hatte. Aber Maria war eine Frau von Rang und er liebte sie inständig. Er wusste, es wäre falsch ihr etwas anzutun, auch wenn sie es vielleicht selbst wollte. Maria war der Typ Frau, den man zuerst heiratete, bevor man ihr im Bett beiwohnte. Ihre Tugend war etwas sehr wertvolles und er wollte sie Ehren und sie nicht wie irgendein leichtes Mädchen haben. Robin lehnte sich vorne über und küsste Maria.

„Maria, ich kann nicht“, erklärte er ihr fest, nachdem sich ihre Lippen voneinander trennten.

„Natürlich kannst du!“, spottete Maria ungewollt, aber Robin schüttelte nur wieder seinen Kopf. Sie verdrehte ihre Augen und ergriff seine Hand, während er sich mit der anderen vom Bett ab stemmte. Langsam führte sie seine Hand zu ihrer Brust und beobachtete seine Reaktion. Seine Augen weiteten sich etwas und sie spürte, wie ihr Herz begann zu rasen. Würde er bald nachgeben?

„Ich will, dass du es tust“, versicherte sie ihm leise.

„Willst du? Willst du wirklich?“, fragte er sie, sichtlich nicht davon überzeugt.

„J-ja“, stammelte Maria, verwirrt darüber warum er ihr einfach nicht glaubte. Robin entwand seine Hand von ihrem Griff, zog sie aber nicht zurück sondern begann an ihrer Seite auf und ab zu streicheln. Maria durchzog ein Schauer, den sie nicht unterdrücken konnte.

„Robin“, flüsterte sie und spürte, wie ihre Atmung heftiger wurde.

Dieser glitt nun auf sie und lehnte sich zu ihrem Ohr hinab, damit er ihr ins Ohr flüstern konnte.

„Ist das wirklich, was du dir wünschst?“, fragte er sie und begann ihre Ohrmuschel mit der Zunge nachzufahren.

„Ja“, stimmte Maria ihm sofort zu und spürte ein Feuer in sich aufsteigen, dass sie langsam von innen verbrennen ließ.

„Hier und jetzt?“, fragte er mit rauer Stimme, während er eine Spur von Küssen von ihrem Nacken zu ihrem Schlüsselbein legte.

„Ja“, seufzte sie und verschloss genießerisch die Augen um jede Sekunde auszukosten.

Robin nutzte diesen Moment und spreizte ihre Beine, während er ihre Handgelenke einmal mehr umschlang und ihre Arme auf jeder Seite neben ihrem Kopf auf das Bett drückte. Maria schnappte überrascht nach Luft und riss die Augen auf. Ihr Herz raste so schnell wie noch niemals zuvor.

„Robin?“, sie schluckte nervös.

„Ist das nicht das, was du wolltest?”, fragte er herausfordernd und ließ eine ihrer Handgelenke los, um die Schleife an ihrem Nachthemd zu lösen. Als sie erst einmal offen war, glitt er sachte mit seiner Hand unter ihr Nachthemd und umschloss ihre junge, aber bereits wohlgeformte Brust. Dabei presste er sich fester an sie.

Maria schnappte unvorbereitet nach Luft. Ob es daran lag, dass seine Hand auf ihrer nackten Brust lag, oder daran dass sie genau spüren konnte, wie erregt er war, konnte Robin nicht sagen. Es war unmöglich, dass sie durch das leichte Nachthemd nicht genau seine harte Männlichkeit spürte. Mit einem leichten schmunzeln, begann er langsam über ihren hart gewordenen Nippel zu streicheln, während er ihr weitere Küsse auf ihrem Nacken verteilte. Maria stöhnte unkontrolliert auf.

„Ist es das, was du wirklich willst?“, fragte er und wartete auf eine Antwort ihrerseits.

Da sie nicht antwortete sondern lustverhangen die Augen geschlossen hatte, bewegte er sich etwas auf und ab.

„Ist es das, was du wirklich willst?“, fragte er noch einmal drängender.

„Ja Robin“, flüsterte Maria und öffnete ihre Augen um ihn anzusehen.

Robin stoppte sofort, schüttelte seinen Kopf und rollte wieder von ihr herunter. „Ich kann es nicht tun.“

Wieder einmal fühlte sich Maria als hätte er einen Eimer voll Eiswasser über ihr ausgeleert. Augenblicklich richtete sie sich auf und verdeckte ihre Blöße mit ihrem Nachthemd.

„Warum nicht?“, fragte sie und hoffte auf eine Antwort.

„Ich habe dir erklärt warum, Maria. Ich kann nicht und ich werde nicht“, erklärte er und begann sich sein Hemd und seine Lederjacke zusammen mit seinem Schal und seinem Federhalsband anzuziehen.

„Und da gibt es nichts was ich tun kann, um dich umzustimmen?“, fragte Maria und streckte beleidigt eine Unterlippe hervor. Sie wusste es war kindisch das zu tun, aber sie war viel zu enttäuscht darüber wie sich alles entwickelt hatte.

Robin stand vom Bett auf und sah zu ihr herab. Ohne Zögern antwortete er: „Heirate mich.“

„Jetzt bist du derjenige der verrücktspielt“, erwiderte Maria und ließ sich mit einem kurzen auflachen auf das Bett zurückfallen.

„Heirate mich und ich gehöre dir. Ich werde niemals wieder nein sagen“, versprach er und ergriff ihre Handgelenke um sie aufzurichten und ihn anzusehen.

„Robin, ich bin gerade einmal 16 geworden!“, erinnerte Maria ihn.

„Und ich bin 23. Es wird langsam Zeit, dass ich mir eine Frau nehme“, gab er im Gegenzug zu bedenken.

„Das ist doch absurd“, erklärte Maria.

„Warum?“, fragte er sie und ließ ihre Handgelenke los, nachdem er sich sicher war, dass sie nicht wieder zurück auf die Matratze fallen würde.

„Einfach darum! Warum willst du nicht einfach das Bett mit mir teilen? Warum muss das so eine große Sache werden?“, fragte sie fast hysterisch.

„Maria du bist noch Jungfrau. Ich kann dir das nicht einfach nehmen. Ich liebe dich und ich will einmal etwas Ehrenwertes tun und dich vorher heiraten. Wenn es ein Ring ist den du willst, kriegst du einen“, erklärte er ihr und er griff sich in eine seiner Gürteltaschen.

Mit aufgerissenen Augen wurde Maria bewusst, dass Robin einen goldenen Ring daraus hervorholte und sich vor dem Bett auf die Knie begab. Den Ring hielt er ihr mit der rechten entgegen.

„Hast du dir das denn wirklich richtig überlegt? Eine Heirat?“, fragte Maria ernst und erwartete eine ebenso ernste Antwort von ihm.

„Was gibt es da zu überlegen? Das würde bedeuten: du und ich, für immer. Ich müsste mich in deiner Gegenwart nicht mehr zurückhalten. Ich will dich Maria. Ich will dich als meine Frau“, bestand er darauf.

Die Art und Weise wie er ihr antwortete und der Ring, der im schwachen Licht glitzerte, zeigten Maria wie ernst er es wirklich meinte. Er hatte darüber anscheinend schon länger nachgedacht. Er hatte so etwas ein paar Mal angedeutet, aber sie hatte ihn bisher nie ernst genommen. „Okay.“

„Okay?“, fragte er unsicher und deutete damit an, dass er einen vollen Satz erwartete.

Um ihn glücklich zu machen, sagte Maria: „Ich werde dich heiraten.“

Mit einem Lächeln das von Ohr zu Ohr reichte, sprang er auf und zog Maria auf die Beine. Bevor er ihr den Ring ansteckte, wirbelte er sie in seinen Armen durch den Raum und platzierte jede Menge Küsse auf ihrem Gesicht. Als er sie wieder auf ihre Füße stellte, schob er ihr mit einem glücklichen Glitzern in den Augen den Ring an ihren Finger. Er passte perfekt.

Maria besah sich den einfachen aber dennoch schöngeschmiedeten Ring und begann auf und ab zu laufen. „Ist es das, was du willst?“, fragte sie um noch einmal sicher zu gehen.

„Es ist das was ich wollte, seit dem Tag an dem zu von den Klippen gesprungen bist“, versicherte er und stoppte Maria indem er sie an der Schulter packte.

„Nicht einfach wieder anders überlegen“, warnte sie ihn und sah ihm in sein freudestrahlendes Gesicht hinauf.

„Ich würde nicht im Traum daran denken“, erwiderte er und umschlang sie mit seinen Armen.

„Es gibt dann keinen Weg zurück“, stellte Maria noch einmal klar.

„Ich will nicht“, lächelte er sie an. So breit hatte er schon länger nicht mehr gegrinst.

„Wir werden das wirklich machen“, erkannte Maria mit einem Mal und ihr wurden die Knie weich.

„Wir werden heiraten“, stimmte er zu und besiegelte den Beschluss mit einem innigen Kuss.

 

***Ende***

 





Kommentare zu dieser Seite:
Kommentar von Cadda, 29.08.2014 um 09:16 (UTC):
Ich hab den Film neulich wieder angeschaut und daraufhin die Story gelesen. Echt süß!



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